Ein Abteilungsleiter gewährt Netze-Initiative Bürgschaft

Spätestens jetzt dürfte die evangelische Nordkirche ein ernstes Problem mit dem Engagement einer ihrer Gliederungen für den Rückkauf der Energienetze haben. Gestern erst, elf Tage vor dem Volksentscheid über das umstrittene 1,5-Milliarden-Euro-Geschäft, wird eingeräumt, dass das finanzielle Engagement für den Kauf der Versorgungsleitungen deutlich größer ist als bislang zugegeben. Die Abteilung „Diakonie und Bildung“ des Kirchenkreises Ost gewährt der Volksinitiative neben einem Zuschuss auch eine Bürgschaft über 25.000 Euro. Entschieden, diese „nicht verbrauchten Kirchensteuermittel“ so einzusetzen, hat offensichtlich ein Mann im Alleingang – nicht ein legitimiertes Gremium wie eine Synode, nicht eine Kirchenleitung. Es war ein Abteilungsleiter in Deutschlands größtem Kirchenkreis, der zugleich Vertrauensmann der Netze-Initiative ist. Ist diese Bürgschaft legal? Ja. Ist sie aber auch legitim, so ganz ohne Beschluss und Rückendeckung?

Die Kirche hat die Aufgabe, auf die Wahrung der Schöpfung zu achten. Daraus legitimiert sich ein Engagement in grundsätzlichen Umweltschutzfragen. Aber abgestimmt am Sonntag in einer Woche wird über Kabel und Überlandleitungen, über die Strom diskriminierungsfrei transportiert werden muss. Das heißt, es spielt keine Rolle, wer ihn erzeugt hat oder wie. Einfluss auf den Energiemix hat nicht, wer Strom nur durchleitet. Mit Wahrung der Schöpfung hat das wohl kaum etwas zu tun.

Offensichtlich tut sich die Amtskirche schwer mit dem Thema, hält sich weitgehend raus aus der öffentlichen Debatte und überlässt das Feld einem Abteilungsleiter, der selbst Teil der Initiative ist. Dabei polarisiert der Volksentscheid annähernd wie der über die Schulreform. Auch innerhalb Nordelbiens dürfte es zahlreiche Mitglieder und Kirchensteuerzahler geben, die es für falsch halten, dass rund 1,5 Milliarden Euro für Rohre und Kabel ausgegeben werden könnten statt beispielsweise für Sozialarbeit oder Schuldenabbau. Nur haben diese Kirchenmitglieder kein Sprachrohr.