Die Kreuzfahrtindustrie wird endlich umweltverträglicher

Als es Anfang der 1980er-Jahre darum ging, Abgaskatalysatoren in deutsche Autos einzuführen, sperrte sich die Industrie. Erst unter Zwang durch den Gesetzgeber gelang es mit mehrjähriger Übergangsfrist, die Verwendung von Katalysatoren in Neuwagen vorzuschreiben. Heute sind sie Standard. Auch die Schifffahrtsindustrie hat viele Jahre nicht reagiert. Jetzt richtet die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) immer mehr Umweltzonen auf den Weltmeeren ein, und prompt reagiert die Schifffahrtsindustrie und gestaltet ihre Flotte umweltverträglicher.

Der deutsche Marktführer Aida Cruises geht mit gutem Beispiel voran und will seine Kreuzfahrtschiffe ab 2015 mit neuartigen Katalysatoren und Filtern ausstatten, welche die Abgase fast völlig von Schadstoffen befreien sollen. Diese Ankündigung sollte nicht gering geschätzt werden. Zum einen ist das Unternehmen mutig genug, einen Prototyp zu entwickeln und in seinen Schiffen zu installieren. Zum anderen setzt Aida seine Konkurrenz bei den Kreuzfahrtanbietern unter Druck, dem guten Beispiel zu folgen. Denn zu lange hat sich die Branche gegen die notwendigen Verbesserungen gesperrt.

Die Begründung war immer gleich: Abgasreinigungsanlagen sind bei Autos so klein, dass sie bequem unter die Karosse passen. Bei Schiffen müssen sie so groß sein, dass sie praktisch die Hälfte des Platzes wegnehmen. Deshalb seien alle Versuche in der Vergangenheit gescheitert. Aida zeigt jetzt, dass es doch geht. Mit einer kleinen, kompakten Anlage und mit der Bereitschaft, in Umwelttechnologien zu investieren. Die Industrie muss endlich mehr Geld in die Entwicklung umweltfreundlicher Schiffsantriebe investieren.

Positiv hervorzuheben ist die Rolle des Naturschutzbundes (Nabu). Mag er in seiner bisherigen Kritik an Aida überzogen haben. Aber der Umweltverband sah sich in der Vergangenheit auch Anfeindungen ausgesetzt, weil er auf die Umweltgefahren durch die Kreuzfahrtschiffe hinwies. Letztlich hat der Nabu mit seiner anhaltenden Kritik ein neues Umweltbewusstsein geschaffen – übrigens auch bei den Kreuzfahrtkunden. Steter Tropfen höhlt den Stein. Aber warum reagiert die Industrie immer erst auf Druck?