Beteiligung an Reedereien darf keine Jobs kosten

Augen zu und durch. Das dürften viele Reeder gedacht haben, als die Schifffahrtskrise vor fünf Jahren begann. Sie wussten, dass die Geschäfte in ihrer Branche zyklisch verlaufen. Nach einem Ab geht es wieder bergauf.

Doch dieses Mal ist alles anders. Die Krise dauert viel länger als gedacht. Und die weltumspannende Verlagerung von Produktionsprozessen, die bei der Handelsschifffahrt einen Boom ausgelöst hat, setzt sich momentan nicht fort. Hinzu kommt, dass die Banken, welche die Reedereien in der Vergangenheit durch die Krisen trugen, nunmehr kaum mehr Kredite bereitstellen. Und die Zeiten, in denen Schiffsfonds vermögende Deutsche aus Blankenese, München-Bogenhausen oder dem Frankfurter Westend mit sagenhaften Renditeversprechen locken konnten, sind ebenfalls vorbei.

Neue Finanzierungsquellen müssen erschlossen werden. Einige Schifffahrtsbetriebe gehen da geschickt vor: Sie bieten Unternehmensanleihen an oder suchen finanzstarke Partner für den Bau neuer Schiffe oder zur Neuausrichtung ihres Geschäfts. Andere versuchen schlicht, ihre Schifffahrtsanteile loszuwerden.

Wer auch immer ausländische Investoren in sein Unternehmen holen muss, sollte daran erinnert werden, dass die Schifffahrtsgemeinschaft in der Vergangenheit hierzulande sehr viel verdient hat und maßgeblich von steuerlichen Erleichterungen profitierte. Die Reeder sollten ihren guten Ruf und ihren Namen dafür einsetzen, dass ihre Betriebe auch künftig am Standort Hamburg ihren Geschäften nachgehen, zum Wohle der Beschäftigten und ihrer Familien.

Der Verkauf verlustbringender Schiffe ins Ausland mag für manche kleine Reederei der letzte Ausweg sein, sich selbst zu retten. Der Branche aber hilft es nicht. Die weltweiten Überkapazitäten werden dadurch nämlich nicht geringer. Nicht zuletzt sind andere Akteure gefragt, Lösungen für die Not leidende Schifffahrtsbranche in Hamburg zu entwickeln. Der Finanzplatz Hamburg ist ein starker Verein, in dem Politik und Finanzwirtschaft zusammenarbeiten, um den Standort zu stärken. Im Sinne der Schifffahrt sollte er sich einbringen.