Zum Asyl für Snowden

Moskau wird sich nun als Beschützer eines Bürgerrechtlers darstellen, dem in seiner Heimat schwerste Strafen wegen Geheimnisverrats drohen. Vertauschte Rollen also: Amerika als böser Bube, der im Westen wegen seines Überwachungswahns am Pranger steht. Und Russland als rettende Oase für einen Gehetzten, den der Westen zwar irgendwie mutig findet, aber doch lieber nicht bei sich haben will. Doch Snowden wird einen Preis zahlen müssen. In Russland mag er sicher sein, aber nicht frei. Der Amerikaner dürfte scharf kontrolliert werden. Und er wird wohl nur äußern können, was Moskau nicht schadet. Sonst könnte Russland ihn schnell rauswerfen. Süddeutsche Zeitung

Zu Ägypten

Trotz europäischer, amerikanischer und afrikanischer Vermittlungsversuche bewegt sich in Ägypten nichts. Beide Lager scheinen zur Konfrontation bereit; niemand lässt Bereitschaft erkennen, einen Kompromiss ausloten zu wollen. Auf der einen Seite gefällt sich Armeechef Sisi in der Rolle des starken Helden, ganz im Stil von Gamal Abd al-Nasser, des letzten charismatischen Führers in der arabischen Welt. Auf der anderen Seite knickt die Muslimbruderschaft nicht ein und lässt eine der brutalsten Verfolgungswellen gegen sie seit ihrer Gründung im Jahr 1928 über sich ergehen. Als einzige Waffe bleiben ihr die großen Sitzstreiks. Was erbringen Vermittlungsversuche, wenn keine Konfliktpartei einlenken will? Frankfurter Allgemeine

Zur Kinderstudie

Nimmt man die Umfrage zum Maßstab, verhindern Zukunftsangst und die Sorge vor einem drohenden leeren Geldbeutel das Ja zum Kind. Natürlich hat das damit zu tun, wie die Betroffenen die Familienpolitik sehen. Düster, so scheint es. Die Bundesrepublik gibt in diesem Bereich Milliarden aus, mehr als die meisten unserer Nachbarn. Trotzdem zerschellt das oft herbeigesehnte Familienglück an den Umständen und den Erfahrungen im Alltag. Heilbronner Stimme