O2 übernimmt E-Plus und steigt zur Nummer eins auf

Die Nachricht kam überraschend, auch wenn in den vergangenen Jahren schon häufiger über einen Zusammenschluss der beiden Telekommunikationsanbieter O2 und E-Plus spekuliert worden war. Ein neuer nationaler Mobilfunkgigant mit mehr als 40 Millionen Kunden positioniert sich auf dem deutschen Markt – größer als die Telekom und Vodafone. Für die Kunden wird sich zunächst wohl wenig ändern, ein neuer Name, vielleicht eine neue Servicenummer – das war’s. Die Hamburger Kunden von O2 kennen diesen Prozess bereits. Einst gehörten sie zur HEW-Tochter Hansenet, landeten bei Telecom Italia (Alice) und später schließlich bei Telefónica O2. Geändert hat sich wenig für sie. In den Unternehmen hatte der Wandel dagegen zum Teil dramatische Folgen. Im Zuge von Kostensenkungsprogrammen verloren viele Beschäftigte ihren Arbeitsplatz.

Nun werden also nur noch drei bedeutende Anbieter auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt aktiv sein. Die Schlussfolgerung liegt nahe, dass in diesem engen Oligopol Preiserhöhungen im Zuge von Absprachen unausweichlich sein könnten. Doch die Wirklichkeit war in den vergangenen Jahren mit nur vier Anbietern eine andere. Die Kunden profitierten von fallenden Tarifen und unzähligen preislich interessanten Sonderaktionen. Nicht selten blieb bei diesem unerbittlichen Preiskampf allerdings der Service auf der Strecke. Teure Servicenummern, lange Warteschleifen und inkompetente Ansprechpartner im Problemfall sind heute eher die Regel als die Ausnahme.

An diesen unbefriedigenden Zustand haben sich viele Handy- und Internetkunden fast schon gewöhnt. Und der Wegfall des vierten deutschen Anbieters auf dem Telekommunikationsmarkt dürfte diesen Prozess eher noch verschärfen. Denn nun müssen zur Refinanzierung des Milliarden-Geschäfts erneut Kosten gesenkt oder – wie es im Betriebswirtschafts-Deutsch heißt – Synergien gehoben werden. Zudem wird die neue Nummer eins ihre Marktführerschaft mit aller Macht verteidigen wollen. Und dies geht im preissensiblen Geschäft mit Telefoneinheiten und Bits letztlich nur über die Tarife.