Fahrgäste nutzen Alternativen zur Deutschen Bahn. Gut so

Der private Bahnanbieter HKX feiert am kommenden Dienstag sein erstes Jahr auf der neuen Verbindung zwischen Hamburg und Köln. Die Gesellschafter gehen davon aus, dass sie die Strecke schon bald mit Gewinn werden befahren können. Selbstverständlich ist das nicht. Die Deutsche Bahn hat im Personenfernverkehr bislang rund ein Prozent Marktanteil an neue Konkurrenten verloren. Vor allem das französische Unternehmen Veolia, das die Züge im Auftrag von HKX fährt, profitiert davon.

HKX beweist, dass Wettbewerb im deutschen Bahn-Fernverkehr möglich ist. Perspektiven könnten sich dabei vor allem durch den Aufbau neuer Netzwerke ergeben. Fernbus-Betreiber innerhalb Deutschlands, aber auch der regionale Bahnverkehr bieten sich als Kooperationspartner an. Viele kleinere Unternehmen werden durch die Verbindung ihrer Ressourcen zu einer ernsthaften Konkurrenz für den einen Großen, der das Geschäft im deutschen Fernreiseverkehr jahrzehntelang allein bestimmt hat.

Aus vielen Gründen ist es gut, wenn noch mehr Menschen künftig Bahn oder Fernbus fahren, anstelle das Auto zu nutzen oder einen Kurzstreckenflug zu buchen. Vor allem entlastet es den Straßenverkehr, etwa auf einer der am stärksten frequentierten deutschen Routen zwischen Norddeutschland und dem Rheinland. Je mehr Kunden die neuen Alternativen zur Deutschen Bahn wahrnehmen, desto größer werden deren Chancen, länger im Wettbewerb zu bestehen als nur ein symbolträchtiges Jahr.

Entscheidend sind dafür gute Preise und der einfache Zugang zu Fahrkarten. Anbieter wie HKX können ihre Tickets in den Reisezentren der Deutschen Bahn bislang nicht verkaufen. Das Internet ist zwar ein zeitgemäßer Vertriebsweg. Aber ein Bahnanbieter erreicht damit nicht jene Fahrgäste, die auf persönliche Ansprache nicht verzichten wollen. Auch hier kann eine Bündelung der Kräfte von regionalen und überregionalen Anbietern hilfreich sein. Die Nord-Ostsee-Bahn in Schleswig Holstein etwa bietet seit Jahren guten Service zu fairen Preisen. Warum nicht künftig auch verstärkt für Reisende auf dem Weg von Köln nach Sylt?