Deutschland muss eine Vorreiterrolle übernehmen

Es klingt so einfach und gleichzeitig nach einem guten Ziel: Zehn Prozent der Meeresfläche weltweit sollen bis zum Jahr 2020 unter Schutz gestellt werden. Darauf einigte sich schon vor einigen Jahren die internationale Staatengemeinschaft. Nur: Jetzt haben wir bereits 2013 – und noch nicht einmal zwei Prozent Meeresschutzgebiete sind ausgewiesen. Acht Prozent in sieben Jahren hören sich dagegen gar nicht mehr einfach an. Auch deshalb sollte jetzt die Chance, das weltweit größte Meeresschutzgebiet in der Antarktis zu realisieren, nicht vergeben werden.

Ein erster Anlauf im vergangenen Herbst war gescheitert, die zwei Teilgebiete im Südpolarmeer mit insgesamt 3,9Millionen Quadratkilometern Fläche anzuerkennen. Hauptsächlich Russland, die Ukraine und China hatten sich dagegen ausgesprochen. Ihre wirtschaftlichen Interessen dürften die Namen Seehecht und Krill tragen. Doch auch geopolitische Interessen hätten eine Rolle gespielt, heißt es aus Insiderkreisen. Helfen könnte, wenn sich die Bundeskanzlerin für das Thema einsetzte – vor allem in Verhandlungen und Gesprächen mit Putin.

Deutschland macht sich schon jetzt stark für den Antarktisschutz: Kaum war die Verhandlung in Tasmanien gescheitert, schlugen die deutschen Teilnehmer eine Sondersitzung in Bremerhaven vor. Dort wird von heute an also erneut beraten, und die deutsche Position ist ganz klar für die neue Schutzzone.

Diese Haltung ist absolut richtig, um den besonderen Lebensraum Antarktis, der zu den produktivsten Meeresgebieten der Welt zählt und durch Strömungen auch Fischbestände (und damit Fangmengen) in anderen Meeren sichert, langfristig zu schützen. Auch wenn es immer leichter fällt, etwas herzugeben, an dem man selbst noch kein großes Interesse hatte. Deutsche Trawler fischen bis dato nicht im Südpolarmeer, eine erste deutsche Fanggenehmigung für Krill ist erst im vergangenen Jahr erteilt worden. Bevor eine weitere Nation auf die Idee kommt, sollte das neue Gebiet jetzt beschlossen und damit dem globalen Schutzziel deutlich nähergekommen werden.