Rudervereine müssen Sicherheitsfragen ernst nehmen

Lorenz ist gefunden. Der 13-jährige Junge, der beim Rudern verunglückt ist, konnte endlich aus der Alster geborgen werden. Die Trauer seiner Eltern muss unermesslich groß sein, zumal sie neun Tage in schrecklicher Ungewissheit leben mussten. Nun können sie ihren Sohn beerdigen.

Für sie geschah das Unfassbare: Ihr Junge ging an einem Freitagnachmittag zum Rudertraining, wie schon viele Male zuvor, aber diesmal kehrte er nicht zurück. Damit wurden die schlimmsten Ängste, die Väter und Mütter umtreiben, Wirklichkeit. Aber auf eine solche Tragödie kann einen nichts und niemand vorbereiten.

So erklärt sich die große Anteilnahme am Schicksal dieses Jungen, die in der ganzen Stadt spürbar ist. Viele jugendliche Ruderer haben die Rettungsbemühungen aus unmittelbarer Nähe mitbekommen, viele Spaziergänger wurden Zeugen der Suche. Und in vielen Familien ist das Unglück ein bedrückendes Thema.

Enorm groß sind die Ängste, die Eltern seit dem Unglück umtreiben. Warum werden im Rudersport keine Schwimmwesten getragen? Wie kann es sein, dass ein 13-Jähriger in einem kippeligen Einer allein auf die Alster gelassen wird, zumal, wenn das Wasser noch so kalt ist? Wo waren die Betreuer, die die Jugendlichen ständig im Auge haben sollen? Wie kann es sein, dass ihn die Rettungskräfte erst jetzt fanden?

Wahr ist, dass in Hamburg ein solches Unglück selten geschieht. Nun muss es Anlass sein, darüber nachzudenken, ob die Sicherheitsvorkehrungen beim Kinderrudern ausreichen. Fahrradhelme für Radler oder Sicherheitsgurte für Autofahrer waren früher auch nicht üblich, heute sind sie aus dem Straßenverkehr nicht mehr wegzudenken. Zu Recht - sie haben schon viele Leben gerettet.

Bei der zweitägigen Ruder-Regatta am Wochenende in Lübeck trugen die Wettbewerbsteilnehmer schwarze Schleifen - im Gedenken an Lorenz. Es darf nicht die einzig sichtbare Konsequenz aus dem Tod des 13-Jährigen bleiben. Ohne befriedigende Antworten auf die Sicherheitsfrage von den Vereinen werden sich Väter und Mütter, deren Kinder jede Woche rudern gehen, nicht zufrieden geben. Und das ist ihr gutes Recht.