Die Meere dürfen nicht länger mit Plastik belastet werden

Kunststoff ist dauerhaft. Er verrottet kaum und ist seit Jahrzehnten als Umweltproblem bekannt. Zunächst ging es um mit Plastiktüten und anderem Müll verschandelte Landschaften, aber auch um widerstandsfähige Altkunststoffe in Hausmülldeponien. Eine deutsche Reaktion auf das Problem war 1991 die Verpackungsverordnung samt grünem Punkt. Was Plastik den Weltmeeren antut, wurde dagegen Jahrzehnte lang ignoriert.

Inzwischen liegt tonnenweise Kunststoffmüll auf den Meeresböden, treibt an der Oberfläche, schwebt in Form feinster Partikel im Wasserkörper. Meerestiere verheddern sich in Plastiknetzen, schlucken Kunststoffteilchen oder nehmen mikroskopisch kleine Plastikkörnchen beim Filtern auf. Die Zeit ist überreif, das Problem effektiv zu bekämpfen. Wo es möglich ist, sollte der Dauermüll entfernt werden, etwa durch Strandsammlungen und mit Entsorgungsangeboten für als Beifang aufgefischten Unrat. Vor allem aber müssen die Quellen der Kunststoff-Verschmutzung versiegen.

Da wären zum einen die Schifffahrt und die Fischerei. Nach wie vor gehen Kunststoffabfälle über Bord (nach internationaler Vorschrift müssen sie bei größeren Schiffen gesammelt und fachgerecht an Bord oder Land beseitigt werden). Und zerrissene Fischernetze werden allzu oft dem Meer überlassen. Beide Wirtschaftszweige haben national wie international eine starke Lobby, die sich gegen strengere Vorschriften wehrt. Aber auch Verbraucher belasten das Meer mit Plastikmüll - von der weggewehten Verpackung bis zum verlorenen Stiefel.

Ob die vom Umweltbundesamt angeregte Bezahlpflicht für Plastiktüten einen nennenswerten Lösungsbeitrag liefern könnte, ist dagegen fraglich. Wichtiger wären zum Beispiel Gespräche mit Herstellern von Kosmetika und Körperpflegemitteln, die ihren Produkten Kunststoffkügelchen zusetzen, um eine bessere Reinigungswirkung zu erzielen. Hier müssen politisch wesentlich dickere Bretter gebohrt werden als beim vorgeschlagenen Plastiktütenpfand. Der Lösungsvorschlag kommt eher als alte Kamelle daher, und erinnert doch sehr an die Verpackungsverordnung anno1991.