Hamburgs FDP braucht Führung, keine Machtkämpfe

Die Hamburger FDP bleibt sich treu: Nun kommt es beim Parteitag am Wochenende doch zu einem Zweikampf um den Parteivorsitz zwischen Amtsinhaberin Sylvia Canel und Bürgerschafts-Fraktionschefin Katja Suding. Wahl heißt für die Elbliberalen immer auch Auswahl: Keine andere Partei nimmt es mit diesem urdemokratischen Prinzip der Gegenkandidatur so ernst wie die FDP.

Insofern ist die zu diesem späten Zeitpunkt überraschende Ankündigung von Canel, im Amt bleiben zu wollen, ein Stück innerparteiliche Normalität. Und auch wieder nicht.

Zu einen ist die Herausforderin Suding nicht irgendwer, sondern das Gesicht des Erfolgs der FDP bei der Bürgerschaftswahl 2011. Mit ihrem Namen ist die Rückkehr der Liberalen ins Rathaus nach sieben Jahren Abstinenz verbunden. Die Parteitags-Delegierten werden es sich also gut überlegen, ob sie die Hoffnungsträgerin gleich wieder demontieren wollen.

Zum anderen hat es Parteichefin Canel an Professionalität fehlen lassen. Sie hätte vor ihrer krankheitsbedingten Auszeit seit Ende Februar gemeinsam mit dem Landesvorstand einen Fahrplan für die Wahl der Parteispitze absprechen müssen. Eine Erklärung zu ihren eigenen Absichten hätte im Sinne guter politischer Führung dazugehört.

Die Hamburger FDP steht vor einer entscheidenden Wegmarke: Es geht darum, die innerparteiliche Konsolidierung seit 2011 nach Jahren des Chaos und des zum Teil absurden Zwistes zu stabilisieren. Die erste Euphorie über den Wiedereinzug in die Bürgerschaft ist verflogen. Parlamentarischer Alltag ist eingekehrt. Aber einige Liberale haben schon hochfliegende Pläne und träumen von einer Regierungsbeteiligung 2015.

Egal wer sich durchsetzt: Sowohl Canel als auch Suding müssen an der Parteispitze dafür sorgen, dass die Mätzchen keine Konjunktur mehr haben. Suding hat bewiesen, dass sie die allerdings kleine Bürgerschaftsfraktion geräuschlos führen kann. Weil Canel dem nächsten Bundestag nicht mehr angehören wird, könnte sie sich in Zukunft ganz auf das Parteiamt konzentrieren. Sie müsste es aber auch weit stärker tun als bisher.