Der Umgang der CDU mit Frauen ist ein Trauerspiel

Die Hamburger CDU hat seit Langem ein Problem mit Frauen. Die Partei lädt mit ihren ziemlich fest gefügten und von Männern dominierten Strukturen Frauen nicht gerade ein, sich zu engagieren (und zu wählen!). Und: Talentierte, einsatzbereite Frauen erfahren nicht immer die Förderung, die nötig wäre, um wenigstens mittelfristig ihren Einfluss zu steigern. Den klarsten Ausdruck finden diese Beobachtungen in der Tatsache, dass von den 28 CDU-Abgeordneten der Bürgerschaft nur vier weiblich sind. Das ist Minusrekord.

Wie beharrend die konservativen Kräfte gerade in den unteren Etagen der Partei sein können, zeigte sich, als der Parteitag 2012 die Einführung einer Frauenquote abschmetterte und damit der Parteispitze eine Abfuhr erteilte. Zur Wahrheit gehört, dass auch Frauen dagegen waren.

Wer sich in der Elb-CDU nicht an die ungeschriebenen Regeln des innerparteilichen Aufstiegs hält und unabgesprochen nach der Macht greift, läuft schnell Gefahr, abgestraft zu werden - das gilt besonders für Frauen. Das beste Beispiel liefert die Blankeneser Bürgerschaftsabgeordnete Karin Prien, die gegen die Interessen ihres Kreisverbands erst Landesvorsitzende und dann stellvertretende Fraktionsvorsitzende in der Bürgerschaft werden wollte. Prien scheiterte zweimal und am Ende kostete sie ihre Eigenmächtigkeit den Posten der stellvertretenden Kreischefin. Die Partei kann nachtragend sein.

Vier Männer vertreten die Hamburger CDU derzeit im Bundestag, aber keine Frau. Mit großer Mühe hat Parteichef Marcus Weinberg durchgesetzt, dass auf der Vorschlagsliste für die nächste Bundestagswahl mit Ex-Senatorin Herlind Gundelach wenigstens eine Frau auf einem aussichtsreichen Platz steht. Und ausgerechnet gegen sie will nun mit Petra Raßfeld-Wilske eine andere Frau kandidieren. Müssten nicht gerade in der CDU die Frauen solidarisch sein?

Ja, vielleicht. Andererseits wäre es ein noch größeres Eingeständnis eigener Schwäche, wenn Frauen aus diesem Grund nicht gegeneinander antreten würden. Auch eine solche Konkurrenz sollte zur Normalität in einer Partei gehören.