Alle hoffen auf Medaillen. Aber kaum jemand will dafür zahlen

Dass Spitzensportler Spitzenverdiener sind, diese Gleichung trifft auf wenige zu. Abseits der Fußball-Bundesliga-Felder sieht die Realität meist anders aus. Der Hamburger Ruder-Olympiasieger Eric Johannesen musste 150 Euro dazuzahlen, damit er seinen schwarz-rot-goldenen Trainingsanzug mit der Aufschrift "Germany" tragen durfte. Weitere 150 Euro wurden fällig, um mit dem Achter bei Weltcups antreten und siegen zu können. Die Stiftung Deutsche Sporthilfe ermittelte, dass hierzulande Leistungssportler in olympischen Disziplinen im Durchschnitt mit 600 bis 700 Euro im Monat haushalten müssen. Bei 30 Stunden Training in der Woche sind das rund fünf Euro Stundenlohn.

Nun hat niemand diese jungen Menschen gezwungen, ihr Leben dem Leistungssport zu widmen und entsprechende Entbehrungen in Kauf zu nehmen, private wie wirtschaftliche. Sie hätten einen ordentlichen Beruf lernen können - was nebenbei viele tun. Bei den Deutschen indes ist das Jammern stets am größten, wenn ihre Landleute bei internationalen Meisterschaften hinterherlaufen. Schnell ist dann von Versagern die Rede. Die Frage muss also erlaubt sein: "Wie viel Geld sind uns Medaillen wert?"

Viel lautet die Antwort, wenn es dabei nicht ans eigene Portemonnaie geht. Andernfalls sinkt die Bereitschaft oft rapide, den Sportstandort Deutschland zu unterstützen. Dafür kann man Verständnis haben. Schließlich erfahren Spitzensportler vielfältige, wenn auch nicht immer materielle Belohnungen. Und fast allen macht es Spaß, sich im Training für die vage Aussicht auf Erfolg zu schinden. Bedürftigkeit sieht letztlich anders aus.

Das ist jedoch zu kurz gesprungen. Sport lebt von Vorbildern. Fallen diese aus, nimmt die allgemeine Bereitschaft zur Bewegung parallel dazu ab. Das kann niemand wollen, unser marodes Gesundheitssystem schon gar nicht. Die Handelskammer Hamburg will nun die Mitglieder der hiesigen Fitnessstudios bitten, einen Euro pro Jahr für die Spitzensportförderung zu spenden. Es wäre ein kleiner Beitrag jedes Einzelnen, aber eine große Hilfe für die Sportstadt Hamburg.