Fackeln im Stadion gefährden Leben und zerstören den Dialog

Die vielen HSV-Fans unter unseren Lesern sind leidgeprüft. Krisenanalysen über den Bundesliga-Dino müssen wir ungefähr im Zwei-Wochen-Takt drucken - diesmal ist sie übrigens auf Seite 23 zu finden. Viel hätte indes nicht gefehlt, dass in dieser Ausgabe keine Zeile über ein HSV-Spiel erschienen wäre, sondern mehrseitige Berichte über eine Stadion-Katastrophe.

Die Videos im Internet lassen nur erahnen, welch eine lebensgefährliche Aktion maskierte Pyromanen im Hamburger Fanblock vor dem Anpfiff der Partie in Düsseldorf starteten. Zunächst tauchen Leuchtfackeln, Bengalos genannt, die Arena in gleißendes Licht. Plötzlich brennt eine meterlange Fahne lichterloh - direkt vor den dicht gedrängt stehenden Fans. Erst nach mehreren Versuchen gelingt es Feuerwehrleuten, die Flammen zu ersticken. Nicht auszudenken, wenn das Feuer auf die Kleidung der Anhänger übergegriffen hätte. Schwerste Brandverletzungen wären jetzt zu beklagen - von den Folgen einer dann wahrscheinlichen Massenpanik ganz zu schweigen.

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass das Abbrennen von bis zu 2500 Grad heißen Bengalos in einem Stadion völliger Wahnsinn ist, so wurde dieser am Freitagabend erbracht. Einträge in einschlägigen Internetforen ("Was für eine geile Aktion") lassen indes befürchten, dass munter weitergezündelt wird.

Belastet wird auf jeden Fall die notwendige Diskussion um das Sicherheitspapier der Deutschen Fußball Liga und des Deutschen Fußball-Bundes, das am 12. Dezember verabschiedet werden soll. Mehrere Profiklubs, unter ihnen auch der HSV und der FC St. Pauli, lehnen das sehr restriktive Konzept, das vor allem auf verschärfte Kontrollen setzt, ab. Statt nun endlich den Dialog zu suchen, werden jetzt beide Seiten weiter aufrüsten: die Fraktion der Hardliner, die am liebsten alle Stehplätze in den Stadien abschaffen würde, und die Gruppe der Ultras, die das Abbrennen von Bengalos trotz aller Gefahr als unverzichtbaren Bestandteil der Fankultur verklärt. Die Pyromanen von Düsseldorf haben weit mehr verbrannt als nur eine Fahne.