Der Hafenschlick ist ein norddeutsches Problem

Ob im niedersächsischen Stade oder im schleswig-holsteinischen Teil der Nordsee - wenn die Hamburger Hafenverwaltung nach Ablagerungsflächen für den Hafenschlick nachfragt, gibt es oft ein Kopfschütteln. Hafenschlick, nein danke! Kommunalpolitiker lehnen schon aus Angst vor der öffentlichen Meinung ebenso schnell ab wie die Umweltverbände. Und sogar die Landesregierung in Kiel ist sich nicht zu schade, ein solches Problem zum politischen Spielball im Konkurrenzstreit um einen Messestandort zu machen. Das ist, mit Verlaub, jämmerliche Kleinstaaterei. Und ein Argument, dass Landespolitik offensichtlich nicht in der Lage ist, wichtige Infrastrukturprojekte zu lösen, die das Pech haben, Ländergrenzen zu überschreiten. Föderalismus in seiner schlimmsten Form.

Der Hamburger Hafen ist wirtschaftliches Herz der gesamten Metropolregion. Man kann ja darüber streiten, wie heftig die Folgen einer neuen Elbvertiefung wären. Doch die davon völlig unabhängige Daueraufgabe, Fahrrinnen und Liegeplätze dieses größten deutschen Seehafens tief genug zu halten, muss auch als gemeinsame Pflicht der Region verstanden werden.

Was ist denn die Alternative? Dass der Hafen verschlickt, Zehntausende Jobs verloren gehen? Von Menschen wohlgemerkt, die in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen leben und dort ihre Steuern zahlen.

Und man darf auch nicht vergessen, dass das Schlickproblem nicht in Hamburg hausgemacht ist: Die Schadstoffe im Hafenschlick wurden ja nicht in der Hansestadt verursacht, sie werden aus dem Oberlauf der Elbe angeschwemmt. Es sind Altlasten vergangener Jahrzehnte: Sie stammen oft noch aus der Zeit der katastrophalen Umweltpolitik der früheren DDR und der Tschechoslowakei. Gäbe es den Hafen nicht, wo sie sich sammeln, würden sie direkt in die Nordsee fließen. Und niemand würde sich aufregen, weil es ja nicht zu ändern wäre. Der Hafen hat da, wenn man so will, eine Art Filterfunktion. Und diesen Filter zu reinigen, muss eine gemeinsame Aufgabe der norddeutschen Länder sein. Wenn es nicht sogar eine nationale Aufgabe ist.