Zu den Differenzen zwischen der EU und Großbritannien:

Die britische Euro-Destruktion fordert besonders Deutschland heraus: Berlin braucht London als Verbündeten und Gegengewicht zu jenen Ländern unter Führung Frankreichs, die dem Staat viel umfassendere Zugriffsrechte auf die Wirtschaft gewähren wollen, denen Wettbewerbsfähigkeit und finanzpolitische Stabilität weniger wichtig sind. Die störrischen Briten bei der europäischen Stange zu halten, ohne die europäischen Prinzipien mit Füßen zu treten: eine heikle Aufgabe für die Berliner Diplomatie.

General-Anzeiger, Bonn

Zu Plänen für eine europäische Bankenaufsicht:

Die Pläne der EU-Kommission für eine europäische Bankenaufsicht durch die Europäische Zentralbank (EZB) sind nicht nur rechtlich fragwürdig, sondern führen auch zu schwerwiegenden Interessenkonflikten für die Notenbank. Tatsächlich verschärfen einige Euro-Staaten mit maroden Finanzhäusern unter dem Deckmantel der "Bankenunion" den Verteilungskampf um die riesigen Verluste der Euro-Krise - und zwar über eine Vergemeinschaftung von Einlagensicherungs- und Bankenabwicklungsfonds. Die Haltung der Bundesregierung ist zweideutig. Kanzlerin Merkel hat die Pläne bislang nicht gestoppt. Bleibt es dabei, könnte das bedrohliche Konsequenzen haben und den Marsch in die Schulden- und Haftungsunion noch beschleunigen.

Handelsblatt, Düsseldorf

Zu Plagiatsjägern im Internet:

Der unerbittlich nach Schwachstellen abgetastete Abgeordnete aber ist letztlich auch ein in seiner politischen Freiheit beschränkter Abgeordneter. Der Fanatismus der Transparenz, der Plagiatsjäger ebenso beseelt wie jene, die einen in allen Lebensbereichen einsehbaren politischen Repräsentanten wollen, ist schließlich auch Ausdruck eines gesellschaftlichen Schadensfalls, dessen ganze Dimension noch gar nicht erfasst scheint.

Frankfurter Rundschau