Die Zeit ist reif, das Wahlalter sollte abgesenkt werden

Mit 16 ist man bereits für vieles alt genug. Man ist strafmündig, seit zwei Jahren schon. Beziehungen mit Erwachsenen sind erlaubt, zumindest vor dem Gesetz. Und spätestens mit der Einführung des Abiturs nach zwölf Jahren hat so mancher Jugendlicher die Weichen für seine berufliche Zukunft gestellt. Wer also für die Folgen seines Handelns verantwortlich gemacht werden kann und seine künftige Rolle in der Gesellschaft plant, der soll auch Einfluss auf die politische Zukunft nehmen können, also wählen dürfen. Die Befürworter des Wahlrechts ab 16 haben recht, wenn sie sagen, dass es keinen Grund gibt, 16-Jährigen das Wahlrecht zu verwehren.

Hinzu kommt, dass die Gegenargumente kaum überzeugen. Jüngere Altersgruppen gelten danach verführbarer für extremes Gedankengut. Ein Beispiel dafür ist die Juniorwahl, welche parallel zur tatsächlichen Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2011 an fast 90 Schulen durchgeführt wurde. Danach kam die NPD auf mehr als elf Prozent. Tatsächlich erreichte die rechtsextreme Partei 4,6 Prozent. Nur was soll einem das sagen? Dass all jene, die extrem wählen, nicht mehr wählen dürften? Nach der Logik müsste ganzen Bevölkerungsteilen das Wahlrecht entzogen werden. Das ist nicht nur utopisch, sondern zutiefst undemokratisch. Außerdem gibt es keine Garantie, dass diese 16-Jährigen als Erwachsene nicht genauso wählen. Vielmehr zeigt dieses Ergebnis, dass es wichtig ist, so früh wie möglich mit politischer Bildung anzufangen. Es stellt sich also die Frage, warum Jugendliche zu derartigem Wahlverhalten neigen und wie man diesem begegnen kann.

Dass es nämlich auch gut funktionieren kann, zeigt das Beispiel Bremen. Dort durften 16-Jährige vor gut einem Jahr das erste Mal auf Landesebene wählen. Die Beteiligung der 16- bis 21-Jährigen lag bei 48,6 Prozent. Aus der nächsthöheren Altergruppe wählten deutlich weniger. Die ganz jungen Wähler sind nämlich mit einer Vielzahl von Initiativen auf den Urnengang vorbereitet worden. Diese Anstrengung an den Schulen muss es in Hamburg auch geben. Denn wer als Jugendlicher zur Wahl geht, der tut es als Erwachsener auch.