Senat will über Bundesrat das Bleiberecht ausweiten

Nicht jeder, der in Deutschland nur geduldet wird, macht ein Einserabitur wie Kate Amayo oder wird Boxweltmeisterin wie Susianna Kentikian. Zwei Hamburger Beispiele dafür, wie junge Frauen ihr Abschiebetrauma beiseiteschieben und schulisch oder beruflich Großes leisten. Was ist mit denen, für die es wegen Sprach- und Anpassungsschwierigkeiten nur zum einfachen Schulabschluss und zur Stadtmeisterschaft reicht? Hätte man sich für diese Menschen, die aus Angst um ihr Leben aus der Heimat flohen, genauso vorbildlich eingesetzt, wie das Hamburger Bürger taten?

Man braucht diese Amayos und Kentikians in zweierlei Hinsicht. Sie zeigen, welches Potenzial in den zugewanderten Mitbürgern schlummert. Und sie zeigen denjenigen, die entwurzelt und in der neuen Heimat noch nicht akzeptiert wurden: Deutschland schätzt die Bemühungen zur Integration. Denn es ist eine volkswirtschaftlich dumme Verschwendung von Ressourcen, wenn die, die lernen und arbeiten wollen, dies nicht dürfen.

Das ist aber das Schicksal Tausender Menschen in Deutschland, vor allem in Hamburg, einem Zufluchtsort von Asylbewerbern und Arbeitsmigranten. Oft werden sie von windigen Firmen als Schwarzarbeiter ausgenutzt. Sie leben mit der nackten Angst, abgeschoben zu werden. So sind nun mal die Gesetze. Doch darüber haben sich engagierte Menschen immer hinweggesetzt.

Der Senat will nun mit einer Bundesratsinitiative durchsetzen, dass gut integrierte Ausländer mit Duldung ein Bleiberecht erhalten. Das ist löblich. Es muss aber weitergehen. Diesen Menschen müssen Schritte zu einer vollständigen Integration aufgezeigt werden: hier Deutschkursus, dort Jobgelegenheit, hier eine Sozialversicherungskarte, dort eine Wohnung.

In einem neuen Buch ("Unerwünscht") schildern drei junge Iraner, wie sie sich von Abschiebekandidaten zu Abschlüssen an Elite-Unis emporhangelten. Geholfen hat die unnachgiebige Motivation ihrer Mutter. Diese Motivation könnte künftig noch häufiger auch von deutschen Behörden, Lehrern und Vereinen kommen.