Niedergang politischer Kultur

27. Dezember: "Die SPD hält am Bundespräsidenten fest. Gabriel warnt vor Staatskrise"

Das Entscheidende aus meiner Sicht ist, ob Wulff einen Rechtsbruch begangen hat und ob er den Landtag sowie die Öffentlichkeit getäuscht hat oder nicht. Nicht ein erneuter Präsidentenrücktritt innerhalb von zwei Jahren schadet dem Land, sondern eine politische Kultur, nach der jemand nicht mehr zurückzutreten braucht, wenn er es nur weit genug in der Politik gebracht hat. Mir scheint, unter den Befürwortern Wulffs gibt es auch einige, die selbst die eine oder andere Ungereimtheit verschweigen und sich sicher fühlen, solange Wulff erster Mann im Staate bleibt.

Ulrich Weiß

Durchsichtiges Manöver

Herr Gabriel warnt vor einer Staatskrise. Ein Treppenwitz. Der Herr Gabriel würde völlig anders reagieren, wenn die Umfrageergebnisse eine Mehrheit für den Rücktritt ergeben würden. Dieses Manöver ist so durchsichtig wie unglaubwürdig. Der ehemalige Pop-Beauftragte gibt sich staatstragend. Will da etwa jemand Kanzlerkandidat werden? Gott bewahre.

Andreas Kaluzny

Späte Einsicht

Als Altachtundsechziger bitte ich Heinrich Lübke, Karl Carstens und Johannes Rau um Entschuldigung für so manche nicht schmeichelhafte Äußerung über ihre Person. Gemessen an heutigen Maßstäben waren sie erstklassige Bundespräsidenten. Der älteren Generation meiner Jugend mache ich die Konzession: Es kommt der Tag, da blickt man zurück, und siehe da: Manches war früher besser.

Michael-Andreas Ihlefeld

Gnadenlos ehrlich

24. Dezember: "Schreiben hat an Reiz verloren"

Dieser Artikel ist eine herausragende und gnadenlos ehrliche Darstellung der Situation auf dem Literatur-, ja sogar auf dem gesamten Kunstmarkt. Während heute jeder Mist zur Kunst erhoben wird, führen die wahrhaftig um solche bemühten Menschen ein Nischendasein am Hungertuch. Dabei wird das Kulturgut der Sprache zugunsten von Verkaufserfolgen auf das trostlos reißerische Niveau des gedankenlosen Konsums heruntergeschraubt. Den Titel "Volk der Dichter und Denker" haben die Deutschen damit wohl kaum noch verdient.

Christiane Mielck-Retzdorff

Zeit für Demut

24. Dezember: "Vaclav Havels letzter Weg"

Bewegt habe ich den Bericht über den Abschied gelesen. Zuvor den Bericht über den deutschen Bundespräsidenten. Diese beiden mögen hier nur als Beispiel dienen. Menschen, die im Rampenlicht stehen, haben große Strahlkraft. Doch es sind diejenigen, die verehrt werden, die das Wohl der anderen über ihr eigenes stellen. Mit der unseligen Spirale von Gier und Machtstreben können keine für das Allgemeinwohl richtigen Lösungen getroffen werden. Bleibt zu hoffen, dass Einsicht und Rückkehr nicht zu spät kommen.

Karin Johannsen

Auf den Punkt gebracht

24. Dezember: "Der Liebe Gottes können wir vertrauen"

Selten habe ich so einprägsam formuliert gefunden, was unsere zentralen Werte, wie gefährdet sie sind und wie sie verteidigt werden müssen. Danke! Nur sollte man die bösartige NS-Ideologie niemals "Gedankengut" nennen.

Fried Normann

Angst vor Missverhältnis

23. Dezember: "Reform nicht um jeden Preis"

"Mehr Egoismus ertragen" statt "Mehr Demokratie wagen" - das kann das Ergebnis sein, wenn der Verein Mehr Demokratie sich weiter gegen höhere Quoren bei bezirklichen Volksbegehren wehrt. Meine Sorge: Die Abneigung des Vereins gegen Parteien und das parlamentarische Prinzip kann dazu führen, dass regionale oder gesamtstädtische Interessen gegenüber Ortskampagnen außer Sicht geraten.

Reinhard Behrens

Chance vertan

23. Dezember: "Elbtreppenhäuser gerettet"

Na denn, herzlichen Glückwunsch zu einem weiteren Beispiel hanseatischer Beschwichtigungspolitik! Diese Rettung durch die SAGA-GWG von maroder Bausubstanz bei denkmalschützerisch attestierter Nichterhaltungswürdigkeit ist höchst unsozial. Dieses Geld könnte das Unternehmen für wirklich sozialen Wohnungsbau an anderer Stelle besser gebrauchen. Stattdessen werden den sich seit Jahren querstellenden Mietern eine Übergangswohnung besorgt, die Umzüge bezahlt und eine Elbblick-Komfortwohnung für 5,80 Euro pro Quadratmeter bereitgestellt. Ach ja, es gab ein Bürgerbegehren mit 10 000 Unterschriften. Und der Bezirk und die Politik schließen sich der Sache zu allem Überfluss auch noch Kreide fressend an. So wird die Chance vertan, der Perlenkette am Hafennordrand eine weitere Perle hinzuzufügen. Schade!

Knut Köhler

Eine Frage des Bauchgefühls

23. Dezember: "Die trauen sich was."

Dieser Artikel hat mir sehr gefallen. Allerdings, was das Brahms-Requiem angeht, da stimme ich nicht zu: Wenn man das Requiem selbst gesungen hat, geht einem gerade das "Und alles Fleisch, es ist wie Gras" durch und durch.

Bärbel Seyer

Gesagtes ist Makulatur

22. Dezember: Leitartikel: "Besser die Wahrheit"

Mir kommen die Tränen. Jetzt soll die Elite aus Politikern, Bankern, Industriellen noch Moral vorleben. Das Volk hat die Pflicht, den hehren Worten der Politiker von Anstand, sozialem Gewissen und Gleichheit für alle zu glauben sowie danach zu leben. Nach der Wahl ist das Gesagte in der Regel Makulatur.

Wilfrid Warncke

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