Von wegen mutig

23. Dezember: "Die trauen sich was. Kritiker schreiben, was sie bisher nur zu denken wagten"

Die trauen sich was? Die Aufforderung, mal den Gefühlen freien Lauf zu lassen und über Kunst aus dem Bauch heraus zu urteilen, ist Stammtischmanier und hat nichts mit Mut zu tun. Der Museumsmann Jean Christoph Amman hat einmal geschrieben: "Kunst beginnt dort, wo Geschmack aufhört." Allerdings gilt auch: Kunst ist Ansichtssache! Die sinnliche Wahrnehmung eines Kunstwerks ist durchaus ein bedeutender Bestandteil seiner Rezeption, aber eben nicht ausschließlich. Auch sollte man jedem sein privates Urteil über Kunst zugestehen. Aber die Urteilsfindung ist das Entscheidende! Ein Kunstwerk ist ein "Denk-Mal", und genau das sollte auch die Abendblatt-Redaktion beherzigen.

Dagmar Lott-Reschke

Reizt zum Widerspruch

Ein interessanter Einblick. Und Positionen, die zum Gegenhalten aufrufen, weil man völlig andere Erfahrung hat. Zu Carmen: Wer Aufnahmen der Callas in ihren besten Jahren hört, kann diese Position so nicht nachvollziehen. Deutsches Requiem: Neben der Zauberflöte das Referenzstück in unserem Musikunterricht. Der erste Besuch am Vorabend des Reformationstages zum traditionellen Sonderkonzert des Philharmonischen Staatsorchesters in St. Michael. Bis heute ist man fasziniert über die vielen Interpretationen. Geschmäcker sind verschieden, der Rang dieses Werkes nimmt keinen Schaden. Und Woyzeck, Alban Bergs Oper Wozzeck kann man hinzufügen. Da mögen moderne Regiearbeiten zum Verdruss beigetragen haben. Aber gerade auch hier gibt es absolute Highlights.

Peter Schmidt

Der falsche Weg

23. Dezember: "Krise treibt Griechen nach Deutschland. Auch mehr Spanier kommen. Experten

sehen Zuwanderung als Chance" Nun helfen uns gut ausgebildete Griechen, Spanier und vielleicht auch Portugiesen unsere Probleme hinsichtlich Fachkräftemangel zu lösen. Doch ist das der richtige Weg? Die Intelligenz, die im eigenen Land etwas bewegen könnte, geht nach Deutschland und bringt ihr Land noch mehr in Schwierigkeiten. Wenn uns an Europa etwas liegt, dann sollten wir Produktionen in diese Länder verlagern, um dort den Wohlstand zu steigern und die Abhängigkeit von den Ländern wie Deutschland zu reduzieren.

Josef Bogner

An die eigene Nase fassen

23. Dezember: "Wulff bleibt Präsident - sein Sprecher muss gehen. Staatsoberhaupt entschuldigt sich für Fehler im Umgang mit Kreditaffäre"

Nun sollte die Ketzerei gegen den Herrn Bundespräsidenten endlich beendet werden. Sicherlich hat Herr Wulff einiges falsch laufen lassen, aber er steht schließlich dazu. Und machen wir uns doch nichts vor: Das, was der Bundespräsident gemacht hat, das wird tagtäglich von vielen Menschen ganz selbstverständlich praktiziert. Wenn einem etwas geboten wird, was einem nützlich sein kann, dann sagt eben keiner Nein. Aber heute tun alle so als wären sie unbefleckt.

Karl-Heinz Rahe

Quoren auch für Wahlen

23. Dezember: "Reform nicht um jeden Preis. Parteien klammern Quoren aus, um Konsens mit Verein Mehr Demokratie zu sichern"

Bei der Diskussion sollte auch über Quoren für Wahlen nachgedacht werden. Wer es nicht schafft, die Bürger zur Wahl zu motivieren, sollte auch keine Gesetze beschließen dürfen. Unsere Parlamente wären bald beschlussunfähig, würden die Nichtwähler bei der Sitzvergabe mit leeren Stühlen berücksichtigt. Womöglich wäre das ein Segen, denn die Überzahl der beschlossenen Gesetze ist so notwendig wie ein Kropf.

Gerd Reese

Keine Angst vor Engpässen

21. Dezember: "Schafft Hamburg

die Energiewende?" Sein Debatten-Beitrag zeigt deutlich, dass Dr. Marnette noch nicht erkannt hat, was die Windenergie leisten kann. Aktuell haben wir in Deutschland mehr als 27 000 MW Windkraftwerke am Netz. Moderne Windkraftanlagen können heute wie konventionelle Kraftwerke gefahren werden und sind imstande, Regelenergie zu liefern. Was einfach noch fehlt, ist das Verständnis der konventionell erzogenen Energiebetreiber für diese umweltfreundliche Energie. Auch wenn, wie von allen Fachleuten erwartet, der Ausbau der Offshore-Windkraft nur langsam vorangeht, bedeutet dies nicht, dass wir Engpässe zu erwarten haben. Wenn, wie jetzt geplant, die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg die Windkraft mit dem gleichen Flächenanteil wie Schleswig-Holstein ausbauen, lassen sich dort mehr als 60 000 MW Windkraft installieren. Dies erfolgt dann bei vorhandenen Netzen und dort, wo der Strom gebraucht wird. Durch die weiträumige Verteilung der Windkraftanlagen in Deutschland und eine verbesserte Technologie, wird die gesicherte Leistung zukünftig bei 20 bis 30 Prozent der installierten Leistung liegen.

Dipl.-Ing. Dieter Fries

Immer kürzere Zyklen

22. Dezember: "Wegwerfen? Nein danke. Was uns dazu treibt, alte Schätze zu bewahren"

Eine Sache, die mir in den letzten Jahren aufgefallen ist und das Wegwerfen von Dingen weiter fördert, sind die immer kürzer werdenden Technologiezyklen, sehr gut im Audio-/Videobereich zu beobachten: Hat die Schallplatte schon gut 100 Jahre als Technologie auf dem Buckel (und findet immer noch Liebhaber), bringen es Audiokassetten auf ca. 50 bis 60 Jahre, CDs auf ca. 20 Jahre und die DVD hat bereits nach 15 Jahren ihren Zenit überschritten (gemessen an der Verfügbarkeit von Geräten und Medien). Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis neue Technologien bereits veraltet sein werden, bevor sie auf den Markt kommen ... Bleibt zu hoffen, dass die Aufzehrung von notwendigen Ressourcen in den nächsten Jahrzehnten wieder haltbarere Technologien und Geräte hervorbringt. Dem zehn Jahre alten Handy meiner Frau habe ich vor geraumer Zeit ein neues Gehäuse spendiert. Und ja, man kann damit auch telefonieren.

Claus Niemeier

Die Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten. Weitere Briefe auf www.abendblatt.de

Schreiben Sie an briefe@abendblatt.de oder per Post an das Brieffach 2110, 20350 Hamburg