Wilhelm I. geht gar nicht

14. Dezember: "Warum der Kaiser wieder vors Rathaus soll"

Darüber nachzudenken, wie der Rathausplatz attraktiver gestaltet werden kann, ist sicher aller Mühen wert. Dass dazu eine Plastik beitragen sollte, die die Weltoffenheit und Liberalität der Stadt sinnfällig zum Ausdruck bringt, versteht sich fast von selbst. Kein Denkmal wäre dafür weniger geeignet als der aus der Mottenkiste hervorgezauberte Kaiser Wilhelm I., der Kartätschenprinz, der im März 1848 die Freiheitskämpfer in Berlin niederschießen ließ, der Herr der Kriege gegen Dänemark, Österreich und Frankreich, der das Deutsche Reich gegen die Ideen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit der Französischen Revolution einigen wollte. Nein, danke. Hamburg braucht bessere Ideen!

Horst Dippel

Unglaublicher Vorschlag

Es ist mir unverständlich, dass mein Hamburger Abendblatt solchen Ideen fast eine ganze Seite widmet und damit einem Politologen ein Forum für einen fast unglaublichen Vorschlag bietet. Ich kann nur vermuten, dass der Professor die politische Geschichte der Kaiserzeit nicht kennt.

Hans Röhlig

Erfolg ist nicht alles

14. Dezember: "Das Schicksal der Babyboomer: Wir sind die meisten"

1965 geboren, fand ich es normal, dass von 44 Schülern in meiner Klasse noch drei weitere Mitschülerinnen Petra hießen. Uns gab es eben immer nur im Rudel. So hatten wir im großen Freundeskreis alle Freiheiten, waren bis zum Sonnenuntergang ständig unterwegs und in Bewegung. Wir sind aber auch die Kinder der Kriegskinder, die ihre unbehandelten Kriegstraumata z. T. in depressiv geprägten Verhaltensweisen weiterleben. Zu den heutzutage zunehmenden Burn-outs und Depressionen unter den Babyboomern hat diese Elterngeneration nicht unmaßgeblich beigetragen, wie neueste Untersuchungen nachweisen. Wirtschaftlicher Erfolg kann eben emotionale Zuwendung nicht ersetzen.

Petra Stessun

Keine Rettung in Sicht

14. Dezember: "Klimaschutz: Kanada macht nicht mehr mit"

Nach der gescheiterten Weltklimakonferenz in Durban/Südafrika steigt Kanada aus dem Kyoto-Protokoll aus. Der Rettungsschirm für unseren Planeten Erde ist in weite Ferne gerückt. Ein Zitat bringt es so gut wie wohl kaum ein anderes auf den Punkt: "Wäre die Erde eine Bank, dann hättet ihr sie bestimmt schon gerettet!" Hieran sollten sich vor allem die Chinesen orientieren, denen Wirtschaftswachstum über alles in der Welt geht.

Roland Klose

Übernahme prüfen

14. Dezember: "Hapag-Lloyd: Hamburg muss sich entscheiden"

Bevor ein Unternehmen wie Hapag-Lloyd an ausländische Investoren verscherbelt wird, sollten Senat und Bürgerschaft schnell(!) prüfen, ob es sich mittel- oder sogar langfristig vielleicht doch lohnen könnte, das Unternehmen im "Volkseigentum" zu behalten. Schlimmstenfalls ergibt sich ein über mehrere Jahre verteilbarer Verlust, es könnte sich aber sogar auch ein Gewinn ergeben, und Steuereinnahmen für das Hamburger Finanzamt wird ein Lokalpatriot auch nicht verachten. Ich hätte mir auch für Blohm + Voss gewünscht, dass das Unternehmen in Hamburger oder zumindest in deutscher Hand bleibt - nicht nationalistisch, sondern kapitalistisch begründet. Den Verkauf an den britischen Investor halte ich für sehr kurzsichtig. Ich befürchte einen fürchterlichen Verlust an Schiffsbau-Kompetenz im Laufe des nächsten Jahrzehnts.

Rolf Tonner

Unschöne Relikte

13. Dezember : "So hoch wie früher: Hamburg stockt auf"

Ausgerechnet der menschenverachtende Wohnungsbau der Gründerjahre soll jetzt also als Muster dienen, um der Nachfrage nach Wohnraum gerecht zu werden. Warum plädiert Herr Walter dann nicht auch gleich für eine Renaissance der berüchtigten Schlitzbauten und der licht- und luftarmen Hinterhöfe, bei uns in Hamburg freundlich "Terrassen" genannt? Auch hierbei handelt es sich um Relikte der Gründerzeit. Hamburgs berühmtester Stadtplaner, Prof. Fritz Schumacher, wird sich im Grabe umdrehen!

Hans-Robert Niemann

Der Vergleich hinkt

Ich will nicht infrage stellen, dass man in einigen Teilen der Stadt vor dem Kriege höhere Bauten als heute hatte, aber schon dem brillenlosen Betrachter fällt bei dem Rödingsmarkt-Beispiel auf, dass die Dachoberkante des neuen Gebäudes auf gleicher Höhe abschließt wie das Vorkriegsgebäude, und bei dem alten Gebäude hinter der Reklametafel befand sich auch kein Vollgeschoss mehr. Auch der Vergleich Karstadt Wandsbek hinkt vollends, denn bis auf wenige Ausnahmen links und rechts von Karstadt und im Bereich "Hinterm Stern" waren die Vorkriegsgebäude am Wandsbeker Markt deutlich kleiner als die heutigen.

Jens Binge

Allein Offenheit hilft

13. Dezember: "Kleingärtner wollen Quote diskutieren"

Um die Sorgen der Kleingärtner nachvollziehen zu können, sollten die Repräsentanten einer Stadt sich zuerst kundig machen, was ein Kleingarten überhaupt darstellt, bevor sie herumpoltern. Kleingärtner sind ausschließlich in Vereinen organisiert, in denen die Mitglieder sich nach einer Satzung richten müssen und Lust auf Arbeit haben, um die Gartenanlage und das Vereinshaus in Gemeinschaftsarbeit zu unterhalten. Auch Verantwortung und Ehrenämter in einem Verein zu übernehmen hat für ein Vereinsmitglied eine Selbstverständlichkeit zu sein. Deutsche haben auch immer weniger mit Vereinsmeierei am Hut. Darum sind Quoten untauglich. Hier hilft es nur, in einem ehrlichen Gespräch herauszufinden, warum ein Bewerber überhaupt Lust auf den jeweiligen Gartenverein hat. Dann kann jeder einen freien Garten bekommen, egal woher er kommt.

Wolfgang Weiß

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