Zu Vorwürfen wegen eines Privatkredits an Bundespräsident Wulff Juristisch scheint der Fall korrekt zu sein.

Deshalb ist er aber noch lange nicht moralisch richtig. Ohne Not hat Wulff seine eigene Glaubwürdigkeit angekratzt. Die Trennung vom Politiker und dem Privatmann, auf die er bestand und weiter besteht, ist allenfalls auf dem Papier möglich. TZ (MÜNCHEN)

Reiner Freundschaftsdienst? Vielleicht. Vielleicht war es nur kein klassisches Gegengeschäft, belegt mit Brief und Siegel. Wulff wird sich dennoch irgendwie in der Pflicht gefühlt haben einst als Ministerpräsident (und tut es im neuen Amt vielleicht noch). Womöglich hat er ein paar Türen mehr geöffnet für die großzügigen Freunde, bestimmte Gesetze vehementer befördert oder Geschäftspraktiken nicht kritisiert. Auf jeden Fall ist er in seiner Urteilskraft befangen. Bedenklich ist, dass Wulff dies mehrfach nicht bemerkt haben will. FRANKFURTER RUNDSCHAU

Zur Lage in Russland

Das Überraschende an den Demonstrationen war, dass viele Angehörige der Mittelschicht teilnahmen, die bisher als politisch desinteressiert galt. Doch die Dreistigkeit der Machthaber und die Aussicht auf weitere Jahre Stagnation haben offenbar in diesen bisher systemtragenden Schichten viele aufgeweckt. Sie werden mit Systemkosmetik nicht mehr abzuspeisen sein. Sie wissen, was Russland am dringendsten braucht: Rechtsstaatlichkeit, Bekämpfung der allgegenwärtigen Korruption, Öffnung der rohstoffdominierten Wirtschaft DER STANDARD (WIEN)