Solidarität überdehnt

5. Dezember: "Schmidts Fingerzeig weist nach Europa"

Da wird beim SPD-Parteitag die Solidarität mit den europäischen Schuldenstaaten überdehnt - hilft Helmut Schmidt beim Schönen der Vergangenheit? 2001 wurde unter Gerhard Schröder Griechenland ins Euroland aufgenommen - und dann riss 2002/03 seine Regierung die Schuldenbarriere ein. Heißt sozialdemokratische Solidarität in Europa die des hingenommenen Schuldenmachens? Lieber nicht, wir brauchen, auch wenn es dauert und wehtut, zuerst durchsetzbare Regeln gegen fahrlässige Überschuldung, danach wohl auch Euro-Bonds - und dann Wirtschaftsförderung ohne jede Korruption für Griechenland.

Reinhard Behrens

Zirkus der Selbstdarsteller

Der Parteitag der SPD mit Gottvater Helmut Schmidt, welch ein Zirkus selbstgerechter Selbstdarsteller! Kein Wort davon, dass auch die SPD schwere Schuld trägt an der grotesken Billionen-Verschuldung, die die Politik den Deutschen auferlegt hat. Stattdessen wird den Deutschen von den SPD-Führern empfohlen, die Schulden anderer, durch ihre raffgierigen Eliten abgewirtschafteten Euro-Staaten auch noch zu übernehmen - und ansonsten den Mund zu halten. Damit wir bloß unsere ach so sensiblen Nachbarn wie Italien und Frankreich nicht verschrecken.

Roland Bunke

Zur Nachahmung empfohlen

5. Dezember: "Ein Freund fürs Leben. Gesucht: Held des Nordens 2011"

Diese Aktion ist von großer Bedeutung für das Bewusstsein der Menschen. Hier werden Personen in den Mittelpunkt gerückt, die ganz selbstverständlich anderen helfen und somit Vorbilder für ein soziales Miteinander sind. Während Mörder, Betrüger und Vergewaltiger ihre Schlagzeilen bekommen, bleiben die Guten oft unbemerkt, wodurch es zu einem verzerrten Weltbild kommt, in dem nur das Schlechte regiert. Ich wünsche mir, dass diese Aktion nicht nur Nachahmer, sondern auch ein breites Interesse findet.

Christiane Mielck-Retzdorff

Alle Beteiligten haben Schuld

3./4. Dezember: "Private Krankenkassen bis zu 38 Prozent teurer. Versicherte empört. Vor allem Basis-Tarife betroffen. Ursache Managementfehler?"

An der Misere tragen alle Beteiligten Schuld. Die Patienten, weil sie in Deutschland wesentlich häufiger als in vergleichbaren Ländern zum Arzt gehen. Die Ärzte, weil sie zum Teil in Anbetracht der nahenden Bürgerversicherung jetzt noch schnell bei Privatpatienten die Diagnostik ausweiten, um Honorare bis zur Maximalgrenze abzurechnen. Leistungsbegrenzungen wie in der gesetzlichen Krankenversicherung gibt es nicht. Die Versicherungen, weil sie dringend junge Versicherte brauchen, denen sie extrem günstige Angebote machen. Dagegen dünnen die Mitgliederzahlen im Alter und in den einzelnen Tarifen durch Sterbefälle aus, und die Prämien der langjährigen Mitglieder müssen daher trotz Altersrückstellungen steigen. Die Politiker sehen diesem schleichenden Vorgang gelassen zu. Kommt es doch auf diese Weise ganz ohne ihr Zutun zur gewünschten Bürgerversicherung.

Stefan Günther

Kein bisschen Mitleid

Es gibt Menschen, die sich meist in jungen Jahren aus der Solidargemeinschaft der Krankenkassen verabschiedet haben, um jeden Monat eine Menge Geld zu sparen. Nun sind sie Rentner und jammern über die hohen Versicherungsbeiträge. Schlimm genug, dass sich Deutschland immer noch den Anachronismus einer privaten Krankenversicherung leistet. Aber Mit-leid für deren Versicherungsnehmer zu erhaschen? Nein, nicht ein bisschen.

Reinhold Huff

Völlig unzureichend

3./4. Dezember: "Entwurf für Hamburger Bushäuschen: Viel Schick, wenig Schutz"

Auch wenn es für die extra aufgestellten Werbetafeln sogenannte Sondernutzungserlaubnisse gibt, ist es eine Frechheit, wo die Dinger überall aufgestellt werden. Unmittelbar neben Ampeln und Übergängen, wo Kinder mühelos hinter verschwinden und übersehen werden. Wer genehmigt so etwas? Die Unterstände sind lediglich Schönwetterhäuschen für Südeuropa, aber für uns bieten sie leider völlig unzureichenden Wetterschutz.

Holger Karstens

Konsumverhalten überdenken

3./4. Dezember: "Alarmierende Studie beim Weltklimagipfel. Zu viele Äcker werden unfruchtbar"

Das Problem, eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, hat nur zum Teil mit den beschriebenen Umständen zu tun. Unser eigenes Konsumverhalten trägt in erheblichem Maße zu der Lebensmittelknappheit u. a. in Afrika bei. Der Film "Taste the Waste" zeigt in eindrucksvoller Weise, wie unsere Wegwerfgesellschaft sich an den Hungernden in der sogenannten Dritten Welt schuldig macht!

Hans-Joachim Bull

Heilige Räume bewahren

2. Dezember: "Hauptpastor: Die Heiligkeit des Michel bleibt erhalten"

Die leidenschaftliche Diskussion um die "Entweihung" des Michel durch das Wirtschaftsforum der "Zeit" offenbart das Bedürfnis nach Wahrung von heiligen Räumen. Es ist bemerkenswert, dass Laien offensichtlich sensibler reagieren als Theologen. Man stemmt sich zu Recht gegen eine Profanisierung des Heiligen. Themen von hohem ethischen Rang können überall behandelt werden. Das Gotteshaus sollte dem Gottesdienst, der stillen Einkehr, dem Gebet und der Begegnung mit Gott vorbehalten bleiben. Im Widerstand gegen die profane Nutzung des Michel offenbart sich, dass der Glaube neben der theologisch-rationalen auch eine tief emotionale Seite hat. Und für diese hat die Kirche einen unaufgebbaren Stellenwert. Dies sollte die Kirche würdigen. Der Michel und die Kirche brauchen Geld. Was sie aber noch mehr brauchen, ist die bleibende Sensibilität für spirituelle Räume und Räume emotionaler Glaubenspraxis.

Pastor Ulrich Rüß, Vors. der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche

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