Vertrauen wecken geht anders

26./27. November: "Wo bleibt der Aufschrei? Vor 19 Jahren gab es Lichterketten. Heute löst der Terror der Neonazis keine Proteste aus"

Warum hat sich unsere Gesellschaft so verändert? Liegt es daran, dass die Aufklärung über Missstände so viel Zeit benötigt, dass sie durch neue Ereignisse überlagert wird und unsere Bürger sie kaum noch wahrnehmen? Oder dass sie einfach mangelhaft ausfällt? Wi arme Lüüd, wenn ein Parteivorsitzender seine Landsleute zum Wählen auffordert, um die NPD loszuwerden. Vertrauen wecken geht anders. Und daran fehlt es wohl.

Jan Wagner

Lässt mich hoffen

Ich gehöre zu der Generation, die nicht verhinderte, dass Millionen von Menschen ermordet wurden. Ich habe versucht, die Ursachen meines moralischen Versagens zu ergründen und zu verstehen. Das Resultat: eine unendliche Scham über mein Verhalten. Ich habe geglaubt, dass die Lehren aus dem Verhalten meiner Generation eine Wiederholung verhindern werden. Voller Verzweiflung muss ich - wie Sie - richtig feststellen, dass es zu spät ist, den Anfängen zu wehren. "Die Tatsache, dass Menschen in unserem Land getötet werden, weil sie dem Idealbild des Deutschen in den Augen einer Gruppe Deutscher nicht entsprechen, zeigt uns, dass wir mittendrin sind. Mittendrin in einer Lebenssituation, die zu einer Charaktereigenschaft unseres Landes werden kann." Klarer kann man die Situation nicht beschreiben. Dass Sie, als Vertreterin einer jüngeren Generation, dazu in der Lage sind, lässt mich hoffen.

Rolf Nagel

Abhilfe schaffen

26./27. November: "Sportvereine machen Schule. Sie betreuen jetzt Grundschüler"

Die Sportvereine sind unheimlich wichtig für die Entwicklung und Förderung von Kindern und Jugendlichen. Das reicht weit über das sportliche Angebot hinaus. So sind in unserem Verein - HEBC - über 50 Prozent der Mitglieder Kinder unter 14 Jahren. Darunter ein großer Teil mit ausländischen Wurzeln. In den Vereinen ist der Zusammenhalt von Menschen aus verschiedenen Kulturen selbstverständlich und wird aktiv gefördert. Wenn die Stadt etwas tun möchte, dann wäre den Vereinen mit einer besseren Ausstattung der Sportflächen sehr geholfen. Noch immer spielen unsere Kinder auf Grandplätzen. Bei schlechtem Wetter fällt das Training aus. Hier kann die Politik Abhilfe schaffen.

Henning Butenschön

Notstromaggregat gekauft

26./27. November: "Weihnachts geschenk für Vattenfall. Der Anbieter beteiligt sich mit 25,1 Prozent an Hamburgs Versorgungsnetzen"

Was für ein Erfolg für unsere "Volx-initiativen". Die Fernwärmetrasse aus Moorburg wird so lange bekämpft, bis Vattenfall aufgibt. Jetzt wird die Abwärme (Kunstwort, eigentlich Abfallwärme) nicht mehr zur Beheizung von Tausenden von Wohnungen und Büros genutzt, sondern zur Beheizung der Elbe. Jetzt baut man einfach ein neues Heizkraftwerk. Aus Vattenfalls Sicht folgerichtig - bezahlen tut's der Wärmekunde. Das Ganze ein gutes Beispiel für das, was uns noch blüht, wenn neue Stromtrassen für die Nutzung der Windkraft gebaut werden müssen - und zwar zügig, denn viele Atomkraftwerke sind ja schon abgeschaltet. Ich habe mir schon mal ein Notstromaggregat gekauft, denn der erste Stromausfall kommt bestimmt.

C. C. Hagenbeck

Versuchskarnickel

26./27. November: "So wird der Rahlstedter Bahnhof aussehen"

Da wurde jahrelang um die Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes gerungen. Der kleine Pavillon, der "versehentlich" abgerissen worden war, wurde für viel (Steuer-)Geld wieder neu erbaut, und nun will man diesem Kleinod ein in seiner Hässlichkeit nicht zu überbietendes Bauwerk gegenüberstellen. Was Arcus, also der Bogen, mit hellem Sichtbeton zu tun hat, bleibt unerfindlich, jedenfalls erinnert die vorgelagerte Betonpfeilerkonstruktion eher an eine Kranbahn denn an eine Bogenreihe. Dazu passend ist das fabrikartige Aussehen des Haupthauses. Die Chance zur Gestaltung eines harmonischen zentralen Platzes wäre mit diesem Bauwerk vertan. Wir Rahlstedter möchten uns in unserem Stadtteil wohlfühlen und nicht Versuchskarnickel architektonischer Übungen sein. Die Schweriner Straße, die am Willen vieler Bürger vorbei umgebaut wurde, sollte Lehre genug sein.

Jürgen Seeger

Natürliche Würde lassen

26./27. November: "Wildtierverbot im Zirkus"

Dass die Politik sich dieses Themas annimmt, ist zu begrüßen; aber nicht nur aus den angeführten Gründen. Dass Tiere eine ihrem Wesen entsprechende, natürliche Würde besitzen, bemerken wir erst, wenn sie ihnen genommen wurde. So etwa im Zirkus oder Varieté, wo das Publikum sich an der albernen Verkleidung der Elefanten und deren andressierten, widernatürlichen "Kunststücken" ergötzt, statt sich zu schämen.

Harry Sommerfeld

Extremsportveranstaltung

28. November: "Castor-Transport quält sich durch das Wendland"

Mir will nicht in den Kopf, was die Atomkraftgegner eigentlich davon haben, wenn sie den Castor-Transport für einige Stunden oder auch Tage aufhalten, und das ohne jeden Effekt. Seit 20 Jahren ist nicht ein Transport verhindert worden, und auch die Atompolitik wurde nicht beeinflusst, das hat erst Fukushima erreicht. Mir kommt es immer so vor, als ob das Ganze als eine Extremsportveranstaltung angesehen wird, in der man gegen die Polizei antritt und beweisen kann, wie plietsch man ist und welche Durchhaltekraft und Leidensbereitschaft man hat. Jede Stunde, die man den Zug aufhalten kann, wird bejubelt, und am Ende hat man doch verloren. Und uns Steuerzahler kostet dieses ganze unnötige Spektakel Millionen.

Jürgen Schröder

Die Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten. Weitere Briefe auf www.abendblatt.de

Schreiben Sie an briefe@abendblatt.de oder per Post an das Brieffach 2110, 20350 Hamburg