Nicht Tradition, Geld zählt

22. November : "Stich will klärendes Gespräch. Rothenbaum-Turnierdirektor spricht erstmals über Wahl der neuen Verbandsspitze und deren Auswirkung auf Hamburg"

Mit dem Abtritt unserer Weltstars Graf, Becker und Stich und dem anschließenden nachlassenden Zuschauer- und Fernsehanstalten-Interesse wurde das Ende des einst glorreichen Rothenbaum-Turniers eingeläutet. Die von vornherein sinnlose Prozesshansel-Strategie des unseligen Herrn von Waldenfels gegen die ATP und die daraus resultierende Verlegung in den für Spitzenspieler indiskutablen Juli haben dieses Ende beschleunigt. Michael Stich hat rühmenswerte Anstrengungen unternommen, um das Traditionsturnier durch neue Initiativen zu retten. Er sollte jedoch langsam einsehen, dass es der ATP und den Spitzenspielern nicht um Tradition geht, sondern einzig um Geld, von dem prestigesüchtige Länder wie China, Russland und die Golfstaaten reichlich zu investieren bereit sind. Er kann auch wohl kaum erwarten, dass der Senat vor dem Hintergrund seiner Sparzwänge Geld in wenig zukunftsträchtige Veranstaltungen steckt. Stichs notorisch leicht beleidigte Attitüde, weil er zu spät, von den falschen Leuten oder gar überhaupt nicht gefragt wurde, ist darüber hinaus wenig geeignet, seine Pläne zu unterstützen.

Peter Frey

Faktor Mensch wichtig

22. November: "Sicherheit über Bord. Hamburger Schifffahrtsexperte warnt vor neuer Unfallgefahr auf Containerfrachtern"

Die Ursache für Schiffsunfälle begründet sich teilweise auf "nautischem Verschulden". Die konstruktive Sicherheit eines Schiffes nützt wenig, wenn es bei der Schiffsleitung hapert. Deshalb ist die Qualifikation der Besatzung beziehungsweise der Schiffsführung ebenso wichtig wie die Seetüchtigkeit des Schiffes.

Dieter Bronisch

Auch Politiker bewerten

21. November: "SPD: Hamburgs Schüler sollen Lehrer bewerten"

Ja! Lehrer bewerten! Grandios. Allerdings zu einer klitzekleinen Bedingung: Zeitgleich führen wir das Bewerten von Politikern ein. Ich weiß nicht, in welch paradiesischen Zuständen Herr Holster an seiner Stadtteilschule arbeitet - bei mir an der Schule herrscht enormer Zeitdruck und alle Kollegen arbeiten psychisch und fachlich ständig auf Höchstleistungsniveau, damit die Jugendlichen die Prüfungen gut schaffen, die Aggressiven unter ihnen befriedet werden, die Bedürftigen eine Stütze haben und damit ihre Schulzeit allen als wertvolle Zeit im Gedächtnis bleibt.

Claudia Gundlach

An der Praxis vorbei

An meiner Schule sind die Kolleginnen und Kollegen angehalten, sich zweimal pro Jahr in jeweils zwei Klassen/Kursen ein Feedback geben zu lassen. Die Schülerinnen und Schüler haben dabei die Gelegenheit, sich anonym zu äußern. Meines Erachtens funktioniert das recht gut. Den Vorschlag der SPD kann ich dennoch nur bedingt nachvollziehen, vor allem wenn tatsächlich die Forderung gestellt sein sollte, am Ende einer jeden Unterrichtsstunde eine Rückmeldung vorzusehen. Dieser Vorschlag scheint mir sowohl vollkommen an der Praxis des Unterrichtsalltags vorbeizugehen als auch den Akzent falsch zu setzen. Ich behaupte, dass auch sehr gewissenhaft und häufig durchgeführte Feedbacks keine signifikante Verbesserung von Unterricht erzielen werden; dessen Qualität hängt nämlich von sehr vielen Faktoren ab.

Christian Buzuk

Lösungen sind teuer

An unserer Schule (H9, Berufsschule) wurde im September bereits zum wiederholten Male die "KUR" (Kollegiale Unterrichtsreflexion) durchgeführt: Jeweils drei Lehrer besuchen sich gegenseitig im Unterricht und bekommen anschließend ein Feedback der Kollegen; dies muss an den Schulen zukünftig verpflichtend durchgeführt werden. Ebenso gibt es schon seit längerer Zeit ein Feedback der Lehrer für die Schulleitung. Die Frage ist nur, wie das organisiert wird. Solange viele sinnvolle Neuerungen auf ein weiterhin starres Stunden- und Schulsystem treffen, bei dem die Uhr den Lerntakt vorgibt und nicht der Lernstoff, ist zu befürchten, dass vieles im Ansatz stecken bleibt. Die Lösungen sind bekannt, kosten aber Geld (Ganztagsschule, Förderunterricht usw.).

Thomas Kraatz

Offenkundig populistisch

21. November: "Innensenator für sofortiges NPD-Verbot"

In die Schlange der Politiker mit ihren offenkundig populistischen Forderungen nach einem NPD-Verbot muss sich natürlich auch noch Hamburgs Innensenator Michael Neumann einreihen, der fehlte noch in der Garde. Da ja hinlänglich bekannt ist, dass die NPD mittlerweile zu einer Außenstelle des Verfassungsschutzes mutiert ist, der auf dem rechten Auge leider vollkommen blind ist (auch wenn gebetsmühlenartig stets das Gegenteil behauptet wird) - müsste das Verbot dann von Rechts wegen nicht auch auf den Verfassungsschutz ausgedehnt werden?

Thomas Nagel

Kein Wunder

21. November: "Millionen Antworten fehlen. Viele Fragebögen zur Wohnraumzählung stehen noch aus"

Vielleicht sollte mal überprüft werden, an wen diese Fragebögen versandt wurden. Bei meinem Vater ging unter anderem ein Brief ein, der an seinen Bruder adressiert war. Dieser ist jedoch bereits vor 20 Jahren verstorben und hatte zuletzt in einer anderen Stadt gelebt. Eine Rückfrage beim zuständigen Statistikamt verlief ergebnislos. Keiner konnte mir erklären, wie es dazu kommen konnte.

Melanie Schulz

Die Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten. Weitere Briefe auf www.abendblatt.de

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