Besonders ungerecht

25. Oktober: "Problem der XXL-Lauben nur im Bezirk Mitte"

XXL-Laube, das ist im besten Fall nur subventioniertes Wohnen in bevorzugter Lage bei kostengünstiger Befreiung von bauordnungsrechtlichen Vorschriften und im schlechtesten Fall zusätzlich eine geschmackliche Umweltverschmutzung. In beiden Fällen ist es ein schlagender Beweis für die Fähigkeit der Verwaltung, das Hinwegsehen über Missstände selbstbewusst zum Normalfall behördlicher Tätigkeit zu stilisieren. Es gibt ausgesprochen hübsche und durch ihren Zustand ihre Existenzberechtigung augenfällig begründende Kleingartenanlagen. Die anderen zu tolerieren ist deshalb besonders ungerecht. Und es ist undemokratisch. Denn das ist das eigentliche Ärgernis in diesem Zusammenhang: die bewusste Missachtung parlamentarisch beschlossener Spielregeln durch konsequentes Wegsehen. So macht man aber aus Parlamenten Quasselbuden.

Uwe J. Petersen

Fehlendes Augenmaß

Die verantwortlichen Planer der Internationalen Gartenschau (igs) überschätzen offenkundig bei Weitem den Wirkungsgrad ihrer Veranstaltung. Es fehlt hier an Augenmaß und sachgerechtem Handeln. In dem ganzen pittoresken Kleingartengebiet, das ich sehr gut kenne, gibt es nämlich überhaupt gar keine ausufernden Bauverstöße. Die betreffende Vorschrift wäre überdies ohnehin mal dringend heutigen Anforderungen anzupassen. Im Falle meiner Schwiegermutter bedeutet es beispielsweise, dass an der Veranda das feste Dach geringfügig zurückzubauen ist. Wir werden daher für die Zeit der igs stattdessen zulässigerweise eine Bauplane spannen. Fraglich ist, ob das den Besuchern dann tatsächlich auch besser gefällt.

Jan Reinstorf

Völlig überzogen

Lasst die Kirche im Dorf und die Lauben ohne Rückbauforderungen den Laubenbesitzern. Solange sie kein Schandfleck sind, wird ihre Größe keinen igs-Besucher interessieren. Für Staatsdiener gibt es wirklich Wichtigeres zu tun.

Heide Jurczek

Typisch deutsch

25. Oktober: "Stadtbahn verschönert Stadtbild"

In dem Extra zur Umwelthauptstadt wird u. a. das schönere Stadtbild infolge des Aufbaus von Stadtbahnsystemen beschrieben. Interessant, dass man so etwas auch mal im Abendblatt liest. Das, was dort steht, gilt schon seit Jahren. Ungeachtet dessen hat das Abendblatt diese Idee in höchst emotionaler Weise totgeschrieben. Typisch deutsch wurden alle möglichen Bedenken kultiviert. Nirgendwo fand sich das, was jetzt im Extra als vermeintlich neue Erkenntnis verbreitet wird. Die ganzen Kurzsichtigen, die mit ihren Autos die Innenstädte verstopfen, hätte man mal mit einem Bericht "konfrontieren" können, wie schön es ist, in einer leise ohne röhrenden Auspuff dahingleitenden Stadtbahn zu sitzen und die anderen Menschen und Gebäude der Stadt wahrzunehmen. Dazu muss man nicht nach Reims fahren. Man kann das in Hannover, Erfurt, Bonn, Düsseldorf, dem Ostteil von Berlin, Dresden und vielen anderen deutschen Städten erleben.

Martin Hack

Spaß an entstaubter Oper

25. Oktober: " Große Bühne für Tyrannen"

Beharrlich wird die Kritik an der Inszenierung von Doris Dörrie des "Don Giovanni" wiederholt. Wir waren vergangenen Dienstag in der Aufführung und begeistert. Wie übrigens das ganze Haus! Ganz besonders erfreulich war, dass zahlreiche jugendliche Besucher anwesend waren, was in der Oper nicht alltäglich ist. Wir jedenfalls hatten bei dem entstaubten "Don Giovanni" einen Heidenspaß und freuen uns auf die nächste Inszenierung der Frau Dörrie.

Jürgen und Karin Jaap

Nichts für Laien

25. Oktober: "Bundestag stimmt morgen über Europas Zukunft ab"

Es gibt so viele Zeitgenossen, die für die Euro-Probleme Patentrezepte bei der Hand haben. Wenn das Problem nicht so ernst und schwerwiegend wäre, dann könnte man sich über einige Beiträge amüsieren. Wir sollten die Euro-Angelegenheit Fachleuten überlassen. Frau Merkel steht vor einer ihrer schwersten Aufgaben und ich hoffe sehr, dass sie mit ihren Bemühungen Erfolg haben möge.

Karl-Heinz Rahe

Fürs Handwerk werben

24. Oktober: "Das lange Warten auf die Handwerker"

Wenn der Bedarf an Handwerkern wirklich so groß ist, warum weckt man bei Jugendlichen dann nicht Interesse dafür, einen solchen Beruf zu erlernen? Stattdessen hat man den Eindruck, das Leben sei nur noch mit Abitur und Studium lebenswert. Schon die Kleinen werden so unter Druck gesetzt und bei einer "Drei" in der Klassenarbeit gibt es schon Zoff zu Hause. Das ist doch nicht mehr normal!

Karin Maxin

Ganz schön arrogant

24. Oktober: "Schmidt hilft nicht"

Die beiden Herren Schmidt und Steinbrück sind unschlagbar im Besserwissen. Damit fällt der Altkanzler schon auf, seit er mangels Bessermachen sein Kanzleramt verlor. Und was des Möchtegern-Kanzlers diplomatisches Geschick zum Bessermachen betrifft, sei an seine "Kavallerie-Attacke" gegen die "Alpenindianer" oder sein "Burkina Faso"-Statement erinnert. Eine gehörige Portion als Ironie beschönigte Arroganz kann man diesen beiden Staatsmännern nun wirklich nicht absprechen.

Herbert Schlotthus

Grandios überschätzt

Die relativ plumpe Unterstützung für Steinbrück durch den Ex-Kanzler Schmidt, der ja auch nach Brandt nachhaltig die Verschuldung der BRD zu verantworten hat, kann den forschen Herrn Steinbrück eher schaden. Schmidts Sachkompetenz wird altersmilde grandios überschätzt. Er kann Steinbrück bei der Gemengelage in der SPD nicht von Nutzen sein!

Hans-Dieter Braun

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