Immer nur Würfel

28. September: "Die weiße Stadt am Wasser"

Bernd Nasner:

Ich befürchte, dass wieder einmal die Chance vertan wird, in der HafenCity auch mal etwas Einzigartiges und Unverwechselbares zu erstellen. Jedenfalls sehe ich auf dem Entwurf wieder nur die ewig strapazierten Würfelformen. Wenn auf dem Werftgelände von Blohm + Voss irgendwann einmal ähnliche Eigentumswohnungen stehen, weil ja der Werftbetrieb in Hamburg nicht mehr lohnt, muss man sich fragen, warum noch Hotels in der Stadt gebaut werden. Vielleicht erfreut sich später der Hamburg-Tourist eben an U 4, Stadtbahn und unterschiedlichen Würfelformen, vielleicht sagt er aber auch nur: "Na ja, wir sind mal da gewesen."

Impfung statt Schirm

28. September: "Papandreou bittet Deutsche um Vertrauen"

Roland Klose:

Bei der Gefahr der Ansteckung der übrigen Euro-Länder mit dem Griechen-Trojaner hilft auch kein noch so großer EFSF-Rettungsschirm. Bei Ansteckung hilft nur eine Tollwutimpfung der Finanzmärkte durch eine allmächtige logistische Planung, Steuerung und Kontrolle aller Haushalte der Länder der Euro-Zone und das umgehende Verteilen von Schutzmasken und -programmen gegen Viren, Würmer, Trojaner.

Anständig oder korrekt?

28. September: "Die Lehren aus Lehman"

Siegfried Meyn:

Gibt es den Unterschied zwischen korrekt und anständig nicht mehr? Lange vor der Lehman-Pleite wusste die Finanzwelt von dubiosen Geschäftspraktiken in den USA: Häuser wurden ohne Anzahlungen und Sicherheiten verkauft, gute und schlechte Wertpapiere in einem Bündel verschnürt auf den Markt geworfen. Und nun dürfen sich deutsche Banken als die Ahnungslosen hinstellen. Älteren Bürgern, denen die Unbedarftheit in Finanzdingen aus dem Gesicht sprang, wurden einfach amerikanische Papiere verkauft, es war ja korrekt, und der Gewinn lockte. Als Kunde habe ich aber nur Vertrauen zu einer Bank, wenn ich Anständigkeit vermute.

So war Freddy

27. September: "Freddy, die Gitarre und das Meer"

Ingrid Genz:

Mitte der 60er-Jahre war ich für das Stück "Heimweh nach Sankt Pauli" am Hamburger Operettenhaus engagiert. Ich erinnere mich gern an diese Zeit, denn selten habe ich einen so berühmten Sänger erlebt, der während der Probenzeit und auch während der laufenden Vorstellungen nicht den Star herausgekehrt hat. Freddy war einfach einer von uns und immer um das Wohl des Ensembles bemüht. Er und Frau Blessmann verwöhnten uns oft nach anstrengenden Proben mit Brathähnchen, Torte oder einer deftigen Erbsensuppe aus der Großküche von Hein ten Hoff. Die Premierenfeier fand damals am Fischmarkt in der Kneipe von Rudolf Beiswanger statt, der auch in dem Stück mitspielte. Als ich zu später Stunde feststellte, dass ich meinen letzten Bus nicht mehr erreichen würde, setzte Freddy sich mit der benachbarten Davidwache in Verbindung und heuerte einen Peterwagen an. Die Beamten meldeten eine "hilflose Person am Fischmarkt" an die Zentrale und rasten mit Blaulicht zum Rathausmarkt. Den Polizisten hat Freddy als Dank dafür Freikarten geschenkt. Ja, so war Freddy!

Tote Pferde

27. September: "Merkel wirbt für den Euro und für sich"

Guido Schümann:

Eine Weisheit der Dakota-Indianer sagt: "Wenn du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab!" Frau Merkel aber, die dereinst geschworen hat, dass sie ihre "Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen ..." werde, hält in Nibelungentreue am "toten Pferd", sprich: Euro, und immer größeren Rettungsschirmen für marode Banken und Staaten fest. Das kann und wird nicht gut gehen. In fünf bis zehn Jahren ist alles gegen die Wand gefahren, und auch Deutschland droht der Staatsbankrott. Die Pleitegeier kreisen schon. Dann lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Hülle nutzen

27. September: "Gesundheitsminister will Organspende bis 2012 neu regeln"

Heiko Woop:

Ich habe seit vielen Jahren einen Organspendeausweis. Bei meinem Tod bleibt eine nutzlose leere Hülle zurück, warum nicht Leben retten, indem man Teile dieser Hülle nutzt? Meines Erachtens ist es notwendig, Organspendewillige zentral zu erfassen, außerdem ist es ein Akt der Gerechtigkeit und des Ansporns der Unentschlossenen, dass diejenigen, die sich als Organspender bekannt haben, bei einem möglichen notwendigen Erhalt eines Spenderorgans unbedingt zu bevorzugen.

Wechseleffekt für einen Tag

28. September: "Stevens kommt jetzt doch nach Hamburg"

Martin Wucherpfennig:

Will der HSV mit aller Macht das Kapitel Bundesliga beenden? Da bietet sich ein Fachmann wie Stevens dem HSV auf dem Silbertablett an, und was macht der Sportchef? Er streicht ihn von der Kandidatenliste, weil er sich erlaubt hat, genau wie der HSV mehrgleisig zu fahren und auch mit Schalke zu verhandeln. Und nun sitzt die Idealbesetzung für den HSV am Sonntag bei Schalke 04 auf der Bank. Bei Michael Oenning hat der Trainerwechsel-Effekt genau ein Spiel angehalten. Das hat Cardoso schon hinter sich ...

Zoff machen

28. September: "'Super Nanny' greift Jugendamt an"

Jürgen Jeschke:

Bekannte, die zur Mitarbeit in einer der Dokusoaps von RTL eingeladen wurden, haben mir erzählt, dass die Mitwirkenden "Zoff" machen müssen, damit das Ganze nicht so langweilig wirkt. Wer sagt uns denn, dass RTL die Misshandlungen nicht nur seelenruhig angeschaut und gefilmt hat, sondern die Mutter auch noch dazu aufgefordert hat? Diese sogenannten Dokusoaps sind wirklich das Letzte, mit Wirklichkeit hat das auch gar nichts zu tun.

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