Es geht auch anders

26. September: "Ein Zaun empört Hamburg"

Gudrun Schuch-Nehrke:

Hamburg baut eine Elbphilharmonie, neues Wahrzeichen Hamburgs. Aber Menschen, die unter der Brücke leben, werden ausgegrenzt. Die Obdachlosenhäuser sind verschmutzt, und letztlich gehen die dort Schlafenden ärmer wieder raus, als sie reingingen. Das viele Geld, das jetzt für diese unmenschliche Maßnahme verschwendet wurde, hätten die Stadt besser für die Obdachlosen ausgeben sollen. Ein gutes Beispiel ist der Winkelmannsche Hof in Hamburg-Langenhorn. Hier verwalten Obdachlose das gesamte Anwesen.

Falscher Ansatz

Horst G. Lange:

Man möchte Herrn Schreiber nahelegen, die SPD zu verlassen. Seit einigen Wochen betreibt er die Vertreibung von Bauwagenbewohnern aus Wilhelmsburg, obwohl sich kaum jemand vor Ort an diesen Menschen und ihrer Art zu wohnen gestört fühlt. Ich möchte Herrn Schreiber raten, seine Bemühungen und die ihm zur Verfügung stehenden Finanzen doch besser dafür zu nutzen, dass auch in seinem Bezirk deutlich mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird und nicht weitere Büroflächen, die niemand mehr braucht.

Wichtiger Beitrag

26. September: "Zu Tode gepflegt"

Christiane Mielck-Retzdorff:

Der Debatten-Beitrag, getragen von leiser Trauer und Verständnis, ist wichtig in einer Gesellschaft, die Pflegebedürftigkeit und Tod so gern in Formulare und Statistiken zwängt. Die meisten Menschen verdrängen, dass auch sie eines Tages alt und vielleicht hilfsbedürftig werden. Ein würdevolles Alter darf nicht das Privileg einiger Reicher sein. Und diejenigen, die den Pflegedienst zu ihrem Beruf gewählt haben, sollten nicht nur angemessen bezahlt werden, sondern sogar Hochachtung genießen. Dieser Umgang mit alten Menschen wirft ein schlechtes Licht auf uns alle und beweist, dass mit Wohlstand oft der Verlust der Moral einhergeht.

Programmierte Probleme

26. September: "Der Papst irritiert seine Fans"

Klaus Matthies:

Während der Papst-Wahl wurde bereits gesagt: "Wer Ratzinger wählt, wird auch Ratzinger bekommen." Und so geschah es! Seinem hoffnungsträchtigen Namen Benedikt ("gut gesprochen") wurde er in der Folge nicht gerecht. Im Gegenteil: Er sollte besser "Maledict" ("schlecht gesprochen") heißen. Daher verstehe ich das Gejammer nicht.

Täuschungsmanöver?

26. September: "Bahn weist Bericht über Ausstiegsszenarien zurück"

Dorothee Speck:

Will die Bahn die Ausstiegskosten nach der Volksabstimmung veröffentlichen? Da fühle ich mich getäuscht. Erst Kostentransparenz, dann Volksabstimmung, so steht es im Koalitionsvertrag. Ich erinnere an den Stresstest. Der ist auch irrelevant. Nicht nur weil die S21-Gegner mit der Leistungsfähigkeit nicht einverstanden sind, sondern weil getestet wurde, was nicht finanziert ist und deswegen nicht gebaut wird.

Aufklärung angesagt

24./25. September: "Elbphilharmonie ein ,Einfallstor für Nachforderungen'"

Joachim Strümpel:

Verschieben wir die Angelegenheit auf die sportliche Ebene. Hier spielt ein unbekannter Hamburger Regionalligaverein gegen eine deutsche, international wirtschaftlich und technisch erfolgreiche Spitzenmannschaft: Rege gegen Hochtief. Die Rege wird weitere Tore Hochtiefs nicht abwehren können. Der Rege-Chef selbst sieht gegnerische Torschüsse im Wert von 100 Millionen voraus. Bürgermeister Olaf Scholz und die Kultursenatorin wären gut beraten, sich für Aufklärung einzusetzen und die Geheimhaltungstaktik des früheren Senats nicht fortzuführen.

Kartenhaus Facebook

24./25. September: "Was bleibt uns, wenn alles digital wird?"

Peter Endert:

Facebook ist und bleibt ein Gebäude aus Träumen, Lügen und Halbwahrheiten. Wer prüft denn, ob es mein richtiger Name ist oder ich mich 20 Jahre jünger mache? Ich bin ein Eulenspiegel oder Casanova, und mein Leben ändert sich alle drei Jahre, wenn ich es will. Dieses Kartenhaus wird eines Tages zusammenbrechen. Wohl dem, der sich diesem Schein nicht hingibt. Das Lächeln einer Frau, die mir gegenübersteht, bedeutet mir mehr als 500 Freunde in der ganzen Welt.

Gesichtslose Langeweile

23. September: "Hier wächst das neue Altona"

Etta D. Ehlers:

Man kann im Namen der bau-ästhetischen Zukunft der Stadt nur hoffen, dass das neue Baugebiet anspruchsvoller gestaltet wird als das, was seit Längerem in Hamburg bei Neubauten realisiert wird. Wenn dort wieder gesichtslose, verglaste Langeweile entsteht, ist zum zweiten Mal - nach der HafenCity - eine Riesenchance vertan. Ich kann nicht akzeptieren, dass es keine Alternativen zum nüchternen Pragmatismus geben soll. Architektonische Fantasie, gerne auch ein Öffnen hin zum Historischen, wo es hinpasst, kostet vielleicht etwas mehr, ist aber nachhaltiger als die übliche moderne Investorenarchitektur, die uns überall begegnet und zur Anonymisierung beiträgt.

Zauberkunst fehlt

23. September: "Wunder gibt es immer wieder"

Wittus Witt:

Verwundert habe ich die Ausstellung zum Thema Wunder betrachtet. Neben einer wirklich prachtvollen Auswahl an künstlerisch gestalteten Wundern entdeckte ich auch den Zauberkasten, den der Geheimrat Goethe seinerzeit für seine Enkel durch Marianne von Willemer 1830 besorgen ließ. Schade, dass dies jedoch der Einzige und dann auch nur auf Kinder begrenzte Hinweis zu einer Kunstform ist. Auch im Rahmenprogramm fand ich leider keinen Hinweis auf "Wundersimulanten", eine Bezeichnung des Autors Mario Angelo für Zauberkünstler, sei es als Vorführung oder als Vortrag, etwa zum Thema Zauberkunst und Wunder. Schade.

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