Ethik nützt nichts

3./4. September: "Jede Familie wirft Essen für 400 Euro weg"

Andreas Baumgart:

Die skandalöse Konzentration von Nahrungsmitteln und deren Vernichtung findet nicht nur in reichen Industrienationen statt, sondern ebenso in den Reichenvierteln der Entwicklungsländer. Dies zeigt, dass die Verteilung der Ressourcen in der Marktwirtschaft nicht zu einer Angleichung der Lebensverhältnisse führt, sondern die Ressourcen dort hinwandern, wo entsprechende Einkommen sind. Durch ethisch motiviertes, individuelles Verhalten lässt sich daran nichts ändern. Eine weltweite Planung ist überfällig.

Prima Idee

2. September: "Altona will Radweg auf Elbstrand bauen"

Rainer Beckmann:

Die Idee mit dem Radweg in Övelgönne finde ich prima. Wenn man bedenkt, dass die Markierung auf der Elbchaussee genauso teuer ist, dann ist der Radweg an der Elbe die deutlich bessere Alternative. Statt Autoabgase atmet man frische Luft, für die Radfahrer ist dies zudem die sicherere Alternative. Bei der Planung darf aber die Sicherheit der Fußgänger nicht vergessen werden.

Streifen auf den Straßen

Susanne Rieschick:

Radfahrer auf Fußwegen, das geht gar nicht. Bin ich zu Fuß unterwegs, sehe ich das auch so. Bin ich aber Radfahrer, weiß ich nicht, wohin. Auf der Straße hupen die Autofahrer und signalisieren, ich solle verschwinden. "Nutz den Radweg", wird mir erbost zugeschrien. Selbst dort, wo es keinen Radweg gibt. Die Lösung wäre einfach: Fahrradstreifen auf den Straßen, wie in vielen Städten. Schade, dass diese verkehrssicherere und Radverkehr fördernde Maßnahme in Hamburg nicht zum Zug kommt. Nicht mal im Umwelthauptstadtjahr.

Von anderen lernen

2. September: "Alle Grundschulen werden Ganztagsschulen"

Christiane Mielck-Retzdorff:

Das Flickwerk einzelner Bundesländer kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass unser Staat zur Gewährleistung von Chancengleichheit der Schüler und Freizügigkeit der Berufstätigen ein einheitliches Bildungssystem mit verpflichtender Ganztagsschule braucht. Alles andere ist unsozial, verantwortungslos und hinterwäldlerisch.

Schweigepflicht im Netz?

2. September: "Stoppt die elektronische Gesundheitskarte"

Svante Gehring:

Ich begrüße es, dass das Abendblatt immer wieder auch kritische Stimmen zur elektronischen Gesundheitskarte (eGK) zu Wort kommen lässt. Der Bürger wird über Hintergründe und Auswirkungen der Karte völlig im Unklaren gelassen oder nicht ausreichend informiert. Um einer Kritik vorzubeugen: Wir gegen die eGK kritisch eingestellten Ärzte sind keine Sozialromantiker des letzten Jahrhunderts, sondern sind fest im Praxisalltag verankerte Realisten, die täglich elektronisch und vernetzt arbeiten. Aber ich werde die Schweigepflicht nicht bewahren können, wenn Daten meiner Patienten über die eGK ins Netz gelangen!

Der Patient ist der Dumme

Dr. med. Udo Fuchs:

Leider wird man die elektronische Gesundheitskarte letztlich ebenso wenig stoppen können wie Stuttgart 21. Auch die Gesundheitskarte ist ein Riesengeschäft, das sich die Investoren nicht entgehen lassen wollen. Von der Ärzteschaft ist, wie in anderen Dingen bis auf wenige Ausnahmen, keine Hilfe zu erwarten. Die Ärzte werden auf die weiterhin zunehmenden Honorarkürzungen nur insofern reagieren, dass sie noch mehr auf Sparflamme arbeiten, bis die Energiezufuhr völlig versiegt ist. Der Dumme ist letztlich der Patient, der für sein Beitragsgeld keine adäquate Leistung mehr erhält.

Unüberschaubares Risiko

1. September: "Die Schwachpunkte der Euro-Rettung"

Kurt Straubinger:

Prof. Hansmann liegt mit seiner positiven Beurteilung möglicher Euro-Bonds schief. Euro-Bonds dürften zwar zu einer kurzfristigen Beruhigung der

Finanzmärkte führen, bergen jedoch längerfristig neben einer Transferunion für Deutschland das größte Risiko. Auch strenge Haushaltsdisziplin schützt bei Staaten mit schwachen Wirtschaftsstrukturen nicht vor Notlagen bis zur Insolvenz.

Simple Rechnung

1. September: "Dem Ingenieur ist fast nix zu schwör"

Hans-J. König:

Der Artikel ist unterhaltsam und bis auf den letzten Abschnitt plausibel. Wenn dort aber von zwei Diplom-Ingenieuren berichtet wird, die angesichts einer so einfachen Aufgabe passen mussten, kann ich das nur als böswillige Unterstellung werten. Von Medizinern - für die Mathekenntnisse nicht unbedingt notwendig sind - abgesehen, kann der "Mann im Anzug" nur ein Ingenieur gewesen sein, weil er sofort erkannt hat, dass es sich hier um die - im mathematischen Sinn - triviale Lösung für drei Gleichungen mit drei Unbekannten handelt. Denn man muss nur drei voneinander unabhängige Gleichungen aufstellen und kombinieren, um zu der Lösung zu kommen: 350 + 50 + 400 = 800. Das ist vielleicht nicht im Kopf lösbar, aber allenfalls eine Zeitfrage, bis man, als Ingenieur, die Lösung hat.

Gefährliches Unterfangen

31. August: "Hamburg will an den Kosten für die Waldpflege sägen"

Christian Müller:

An den Kosten zu sägen ist gut. Nur darf man die Funktion des Waldes für eine Metropole nicht außer Acht lassen. In Hamburg hat Wald in erster Linie eine Klima- und Erholungsfunktion. In anderen Ländern, auch in Schleswig-Holstein, überwiegt der wirtschaftliche Nutzen. Daher wäre es nicht ungefährlich, würde man die Bewirtschaftung Leuten überlassen, die zuerst auf Ertrag schauen. Die Zersplitterung der Aufgabe durch die Übertragung an die Bezirke war der erste Fehler. Die Verantwortung an externe Förster oder Privatfirmen zu übertragen, denen möglicherweise die Sensibilität für die Funktion von Wald in einer Stadtumgebung fehlt, ist ein gefährliches Unterfangen.

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