Wichtiger als Körperscanner ist geschultes Personal für die Luftsicherheit.

Sicherheit geht vor. Vor allem in der Luftfahrt muss sie oberste Priorität haben. Ein Flugzeug auf Reiseflughöhe kann nicht einfach rechts ranfahren und ein technisches Problem beheben - und das Bordpersonal kann nicht mal eben die Polizei rufen, wenn sich Kriminelle oder Terroristen an Bord zu schaffen machen sollten. Seit in den 60er-Jahren Palästinenser Flugzeugentführungen zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele zur Methode erhoben haben und beschleunigt durch die Anschläge vom 11. September 2001 wird an Kontrollmechanismen und Verfahren gearbeitet, die es Terroristen unmöglich machen sollen, unschuldige Menschen für ihre Ziele zu missbrauchen oder zu töten.

Auf diese Anstrengungen ihrer Staaten und der Fluggesellschaften haben alle Bürger ein Recht. Sie haben allerdings auch Freiheitsrechte und einen Anspruch darauf, erklärt zu bekommen, ob alle ergriffenen Maßnahmen auch wirklich notwendig und zweckmäßig sind. Beim Körperscanner hat Innenminister Hans-Peter Friedrich nun selbst die Notbremse gezogen. Zumindest vorläufig. Zu viele Fehlalarme wurden ausgelöst. Statt einer Beschleunigung der Abfertigung wurde das Gegenteil erreicht. Ins Spiel gebracht wurden die Geräte nach dem versuchten Terroranschlag des 23-jährigen Nigerianers Umar Farouk Abdulmutallab im Dezember 2009 kurz vor der Landung in Detroit. Laut Angaben von Ermittlungsbehörden hatte er 80 Gramm des Sprengstoffs Nitropenta in seiner Unterhose eingenäht. So hätte er aber weder das Flugzeug zum Absturz bringen können, noch wäre die Substanz von einem ordnungsgemäß funktionierenden Körperscanner entdeckt worden. Und offensichtlich lässt sich ein geordneter Flugbetrieb momentan ohnehin ohne die teuren Durchleuchter gewährleisten. Warum also weiter gutes Geld in diese Technologie investieren?

Zudem gilt auch in Sicherheitsfragen, dass eine Kette nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied. Im Falle der Scanner heißt das, dass jeder Mitgliedstaat in der EU selbst entscheiden kann, ob er die Geräte an seinen Flughäfen einsetzt oder nicht. Falls ja, ist die Liste der Auflagen lang: Die Gesundheit der Passagiere darf nicht gefährdet werden, und ihre Privatsphäre muss gewahrt bleiben. Röntgenstrahlung - wie sie bei den eingesetzten und funktionierenden Geräten in den USA verwendet wird - scheidet damit aus. Jeder Passagier erhält zudem das Recht, sich dem Gerät zu verweigern, ohne deswegen gleich als Verdächtiger zu gelten. Ein Flickenteppich von Geräten und Kontrollen schon im wohlhabenden Europa bringt schwerlich ein Mehr an Sicherheit. Und es scheint auch wenig Erfolg versprechend, auf jeden noch so abenteuerlichen und meist unzulänglichen Versuch potenzieller Attentäter eine eigene Sicherheitsantwort zu finden. Gänzlich unberührt von alldem bleibt das Problem der Luftfracht. Etwa ein Drittel davon wird im Bauch von Passagiermaschinen transportiert und bei Weitem nicht so aufmerksam überprüft wie die Menschen, die über den Cargoräumen sitzen. Hier hätten Sicherheitsexperten ein reiches Betätigungsfeld, ohne Passagiere in den Abfertigungshallen beeinträchtigen zu müssen.

Auch Terroristen sind Menschen, und deshalb lässt sich das Problem besser mit weniger Technik, dafür mit geschultem Personal eindämmen. Wichtiger als alle Scanner oder Detektoren ist das Sicherheitspersonal, das allerdings mehr können sollte, als Bügelfalten zu befingern und Schuhabsätze abzuklopfen. Spezialisten können Verdächtige an ihrem Verhalten erkennen und lassen sich weniger überlisten als alle Geräte. Das vermittelt dem Laien vielleicht weniger Sicherheitsgefühl als großer technischer Aufwand, ist aber unter dem Strich effektiver. Und allein darum muss es gehen.