Angst vor Repressalien

29. August: "Streit um Hamburger Lehrerin mit Kopftuch"

Gudrun Schuch-Nehrke:

Die Politik sollte nun endlich in Bewegung kommen und nachholen, was im Jahre 2003 versäumt wurde. Es ist mal wieder typisch: Der Sprecher der Schulbehörde, Peter Albrecht, überlässt es der Schule, weiß aber, dass alle Kollegen gegen diese "Verschleierung" sind und einige sogar eine Zusammenarbeit mit dieser Frau ablehnen. Herr Albrecht aber will trotzdem erst mal abwarten. Wenn sich Eltern bislang noch nicht beschwert haben, liegt es meiner Meinung nach daran, dass deutsche Eltern es nicht wagen, etwas zu sagen. Haben sie dennoch den Mut, gelten sie als ausländerfeindlich. Also schweigen die meisten aus Angst vor Repressalien.

Kopftuch fehl am Platz

Manfred W.H. Kuhlmann:

An Schulen für die Vermittlung eines offenen Weltbilds mit den entsprechenden Werten haben Kopftücher und diese archaische Kostümierung mit ihrer Nähe zur Scharia und deren Werten nichts zu suchen, schon gar nicht bei einer Lehrerin. Selbst für die muslimische Türkei hat Kemal Atatürk wohlweislich ein Verbot von Kopftüchern und Verschleierung unter anderem im öffentlichen Dienst erlassen, um den Weg zu bahnen für eine tolerante und friedliche Gesellschaft.

Unüberwindbare Hürden

29. August: "Streitgespräch: Die Polizei, dein Freund und Jammerer?"

Andreas Kaluzny:

Das Interview mit den drei Herren der Polizei macht sehr deutlich, wo das Problem liegt. Bauchgefühl, basierend auf den Argumenten derer, die am lautesten schreien, gepaart mit der Notwendigkeit, sich für Wiederwahlen zu empfehlen. Und die treffen auf wissenschaftlich untermauerte Fakten, mit denen sich einerseits keine Wahlen gewinnen lassen, die andererseits auch niemand hören möchte, der es sich in seiner Rolle als Nörgler bequem gemacht hat. Man kann nur hoffen, dass sich die Ansicht des Professors durchsetzt und die Polizisten an der Hochschule das intellektuelle Rüstzeug bekommen, das sie für ihren Dienst dringend benötigen.

Geschicktes Vorgehen

29. August: "Schwarz-Gelb bangt um Mehrheit für Euro-Rettung"

Ulrich Reppenhagen:

Das Budgetrecht ist das älteste ursprüngliche Recht eines Parlaments, mit dem sich der Souverän, das Volk, seine Vertretung geschaffen hat. Wenn es, wie bei der Nothilfe für den Euro, um unzählige Milliarden aus dem Etat geht, muss dem Bundestag hinreichend Zeit zur Erörterung und Beschlussfassung eingeräumt bleiben. Der Vorschlag, ein neues parlamentarisches Gremium zu schaffen, das die Mitspracherechte des Bundestages bei Entscheidungen über Euro-Nothilfen regelt, würde die Rechte des Bundestagsplenums faktisch schmälern und die Einflussnahme von Abgeordneten besonders kleinerer Fraktionen im Parlament vermindern. Angesichts der Uneinigkeit in der Regierungskoalition wundert es nicht, dass ein solcher Vorschlag, der eine Verfassungsänderung erforderlich machen würde, von dort kommt - frei nach dem Motto: Passt das Grundgesetz nicht, machen wir's halt passend.

Absurde Verschiebung

27./28. August: "Ultimatum an Bauwagen-Siedler."

Michael Rothschuh:

Schade, dass Bezirksbürgermeister Schreiber nicht an der Juni-Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses der Bürgerschaft in Wilhelmsburg teilgenommen hat. Er wäre stolz gewesen, wie freundlich die an eine bunte Mischung des Stadtteils gewohnten Wilhelmsburger den Bauwagenbewohnern gesonnen sind. Es ist absurd, die Bauwagen von einem Gewerbegebiet in ein anderes zu verschieben mit der Begründung, in Gewerbegebieten dürfe man nicht wohnen. Herr Schreiber wird noch froh sein, wenn dieses Gelände zwischen dem bei immer mehr Hamburgern beliebten Ernst-August-Kanal und dem nun geöffneten schönen Spreehafen nicht zugebaut wird mit Industrie, sondern Wohnungsbau zur Verfügung steht. In der Zwischenzeit passt ein Bauwagengelände gut hierher.

Zartes Pflänzchen Hoffnung

27./28. August: "Leitartikel. Demokratie in Gefahr"

Peter Gudelius:

42 Prozent der Deutschen sind "unzufrieden damit, wie die Demokratie funktioniert". Da können wir von Glück reden, dass wir keinen Wilders haben, wie unsere holländischen Nachbarn, keine le Pens wie unsere französischen Freunde. Dänemark, Schweden, Finnland, Ungarn, Österreich: Da braut sich was zusammen. Es könnte einem angst und bange werden. Auf das Glück, (noch) keinen Ver-"Führer" zu haben - auf diesen glücklichen Umstand sollten wir nicht leichtfertig setzen. Der zum Schluss angesprochene, sich anbahnende Wandel lässt hoffen. Aber es ist ein zartes Pflänzchen, das wir pflegen müssen, damit es groß und stark wird.

Wählerwille nur eine Farce

Johann Bures:

Wer glaubt denn noch, dass Politiker entsprechend dem Wählerwillen handeln? Ist es nicht so, dass Lobbyisten aller Couleur im Wesentlichen unsere Politik bestimmen und die Volksvertreter nur noch deren Ausführungsgehilfen sind? Wie könnte es sonst angehen, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht? Eine derartige Schieflage hat sich die Mehrheit der Wähler nicht gewünscht. Abgesehen davon ist diese gigantische Staatsverschuldung gewiss nicht vom Wähler gewollt.

Eine schwierige Zeit

27./28. August: "Diagnose Brustkrebs - ein Albtraum"

Hannelore Moldenhauer:

Auch mich traf im September 2009 die Diagnose Brustkrebs völlig überraschend, zumal zwei Monate vorher ein Mammografie-Screening keinen Befund ergab. Ich habe meinen Knoten selbst ertastet. Es folgten eine brusterhaltende Operation, Chemo- sowie Strahlentherapie und eine Kur. Ich bin nach dem ersten Schock sehr offensiv mit meiner Erkrankung umgegangen und fühlte mich getragen von einer Welle der Sympathie und Anteilnahme. Es war für mich und meine Familie eine schwierige Zeit, aber kein Albtraum.

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