Skandal

22. August: "Abrechnung mit Ahlhaus."

Georg C. Domitzlaff:

Dass ein Senator der Freien und Hansestadt Hamburg sich anmaßt, Hamburger Unternehmen vor der Übernahme durch seriöse, hoch erfolgreiche, internationale Konzerne "zu retten", ist ein Skandal. Dafür hat er kein Mandat. Hamburger Unternehmen haben unzählige Beteiligungen an Unternehmen in anderen Ländern. Sie tragen zu einer internationalen Vernetzung unserer Wirtschaft bei, von der wir letztendlich alle profitieren. Umgekehrt soll das nicht gelten? Politisch motivierter Wirtschaftsprotektionismus ist das Gegenteil von dem, was wir weltoffenen Hamburger brauchen.

Früher Querdenker

Klaus Bastian:

Die Erfolge des Finanzsenators Peiner in allen Ehren. Aber Lob rund um das Thema "Wachsende Stadt" gebührt vor allem einem anderen: dem früheren Oberbaudirektor Kossak. Dieser Querdenker, der der Hamburger Politik damals mit seinen Ideen schwer im Magen lag, hat schon in den 80er-Jahren die Leitbilder entwickelt, die sehr viel später durch Wirtschaft und Politik aufgegriffen wurden. Dazu gehören als Beispiel die Stadterweiterung durch die HafenCity, übernommen vom damaligen Bürgermeister Voscherau erst Ende der 90er-Jahre, oder die Notwendigkeit einer sozial gerechten Stadtentwicklungspolitik, die erstaunlicherweise in Ansätzen eigentlich erst heute diskutiert wird.

Keine Spur

22. August: "Boetticher verlässt Schleswig-Holstein."

Günter Borcherding:

Bisher schien es so, als habe Christian von Boetticher lediglich verkannt, dass die Aufnahme einer Beziehung zu einer 16-Jährigen seiner Position in der Nord-Union schaden könne. Das ist verzeihbar. Nach seinen jetzigen trotzigen und Mitleid heischenden Reaktionen gehe ich allerdings davon aus, dass er weder Pflichtbewusstsein gegenüber seinen Wählern, seiner Partei und seiner Fraktion zeigt - von Dankbarkeit will ich gar nicht reden - noch dass er bereit ist, sein Verhalten selbstkritisch zu betrachten. Von Verantwortungsbewusstsein, das unumstößlich für das Amt eines Ministerpräsidenten erforderlich ist, ist derzeit leider keine Spur erkennbar.

Es wird viel schlimmer

20./21. August: "Autobahndeckel lindert Hamburgs Wohnungsnot."

Siegfried Meyn:

Ursprünglich wurden für den Bau des A-7-Deckels der Lärmschutz und das kaum fassbare Idyll einer wachsenden Stadt als Gründe genannt. Jetzt stellt sich heraus, dass es sich eher um eine große Grundstücksveränderung, also eine Art Spekulation handelt. Eine pure Lärmschutzwand wäre um vieles billiger, und die zukünftigen Wartungs- und Verkehrslenkungskosten würden auch entfallen. Jetzt fehlt nur noch die Information, dass Bauzeit und Kosten sich genau so verdoppeln, wie bei vielen anderen Großprojekten auch. Oh, ihr Anwohner und vielen Autofahrer, es wird noch viel schlimmer: Kosten und Nutzen stehen zwar in einem miserablen Verhältnis, aber die Regierenden wollen es so - mit Geldern, die sie überhaupt nicht haben.

20 Jahre im Stau

Peter Freystedt:

Sie beschreiben ausschließlich die Probleme der Anwohner, die durch den Bau des A-7-Deckels entstehen. Ich bin seit zehn Jahren Pendler und bin gezwungen den Elbtunnel täglich zu benutzen. Seit ich Autofahrer bin, gab es vor dem Elbtunnel Staus. Erst waren von drei Röhren nur zwei wegen konstanter Sanierungsarbeiten befahrbar. Dann waren trotz vier Röhren wegen Asbestbeseitigung und Modernisierung nur drei befahrbar. Wenn das abschlossen ist, kommt der A-7-Deckel. Wenn das Ganze 2020 fertig ist, bin ich 65, gehe in Rente und habe insgesamt 20 Jahre vor dem Elbtunnel im Stau gestanden.

Andere Spielregeln

23. August: "Tour über Hamburgs berühmteste Baustelle."

Askan Siegfried:

Jeder Häuslebauer bedenkt, wie er später seine Fenster reinigen kann. Beim Bau der Elbphilharmonie gelten offenbar andere Spielregeln. Man darf gespannt sein, wann der erste Experte darüber nachdenkt, wie die extrem hohe und fast weiße Decke im Konzertsaal gereinigt werden soll. Sie wird aus akustischen Gründen porös gefertigt und dürfte durch Klimaanlage und Atemluft sehr schnell in einem unansehnlichen Zustand sein. Da wird auch Spiderman seine Schwierigkeiten haben.

Zu hohe Besatzdichte

20./21. August: "Die Wunderwaffe Antibiotikum streikt."

Elisabeth Petras:

Vielen Dank, dass Sie das Problem der Antibiotika-Resistenzen aufgreifen. Eine wichtige Entstehungsursache immer neuer resistenter Bakterien ist die intensive Nutztierhaltung. Die heute bei Geflügel üblichen engen Besatzdichten führen zu hoher Ansteckungsgefahr und machen den Einsatz von Antibiotika nötig. Dies führte bei Geflügel zur Entwicklung antibiotikaresistenter Salmonellen- und in letzter Zeit auch Campylobakterstämme, die auch für Menschen gefährlich sind. In Bio-Haltung gibt es weniger Resistenzen. Antibiotika sind verboten, Sonnenlicht und Sauerstoff natürliche "Bakterienkiller". Aufgrund verfehlter Seuchenpolitik, die in Deutschland eine generelle Stallpflicht vorschreibt, wird die gesunde Freilandhaltung jedoch zunehmend unlukrativ. Dies gilt es endlich zu ändern - auch um Resistenzen zu vermeiden!

Positiver Nachahmungseffekt

20./21. August: "Als der Himmel schwarz wurde."

Barbara Braun:

Bei Katastrophen kommt es leider häufig zu peinlichem bis unmenschlichem Verhalten Nichtbetroffener, wie etwa durch Gaffen, Behinderung der Rettungskräfte oder das Solidarisieren mit Tätern gegen die Polizei. In einigen Artikeln über den verheerenden Sturm beim Rockfestival in Hasselt in Belgien war etwas auffallend: Viele Festivalbesucher haben den Rettungskräften ihre Hilfe angeboten. Meiner Meinung nach sollte viel genauer über dieses vorbildliche Handeln berichtet werden, denn das macht Mut, und auch für positives Verhalten gilt der Nachahmungseffekt.

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