Es geht auch anders

19. August: "Ein Leben in Blankenese - mit Hartz IV."

Lorenz Flemming:

Ein spielkranker Mann, der sein Leben im Wesentlichen auf die Unterstützung der Arbeitenden ausgerichtet hat, wird als große Mahnung an die Blankeneser dargestellt. Kein Wort dazu, dass die goldknopftragenden Nachbarn dem Mann das Leben ermöglichen. Da auch in dem Stadtteil viele Menschen mit geringem, aber erarbeiteten Einkommen leben, hätte sich sicher auch ein anderes Beispiel finden lassen, wenn man die Tränendrüse bedienen will.

Vorsicht angebracht

19. August: "Ich kann mir sein Comeback vorstellen."

Christine Rehder:

Kaum ist es um von zu Guttenberg ("ein großes politisches Talent") ruhig geworden, taucht das nächste "große politische Talent" - von Boetticher, vorgesehen für eine Spitzenposition in der CDU - auf. Gemeinsam sind ihnen: das Adelige und die Trickserei! Wenn das Voraussetzungen für Karrieren als "große politische Talente" sind, hoffe ich, dass man in Zukunft wesentlich mehr Vorsicht walten lässt, bevor man das Prädikat "großes politisches Talent" verleiht.

Auf dem falschen Posten

18. August: "Die Pannenserie des Marketing-Chefs."

Jörg Ökonomou:

Hier wird deutlich, dass lukrative Posten im öffentlichen Bereich weniger nach Qualifikation als nach Parteizugehörigkeit vergeben werden. So einen wie Kausch hätte man in der freien Wirtschaft sicher anders behandelt, da schützt kein Parteibuch.

Strom für den Herd

18. August: "Der teure Strom von Geesthacht."

Reinhard Ott:

Das Pumpspeicherkraftwerk in Geesthacht ist nicht das einzige in Norddeutschland. In der Internet-Auflistung steht es erst an 17. (!) Stelle, während das PSW Erzhausen bei Alfeld (was ja wohl auch noch Norddeutschland ist) in Deutschland das Siebtgrößte ist und auch von der Kapazität her deutlich größer ist als Geesthacht. Dass jetzt hauptsächlich der Turbinensatz mit sechs MW nur zur Stabilisierung des Stromnetzes läuft, ist beiläufig erwähnt: Dieses ist zur Regulierung des eingespeisten Stroms aus den erneuerbaren Energien erforderlich, um den Gesamtabgabestrom auf die richtige Frequenz von 50 Hz zu steuern. Sonst würde kein Fernseher, kein Computer, kein Herd usw. funktionieren. Diese sechs MW fressen einen Großteil der eingespeisten sogenannten Bio-Energien wieder auf, den Anteil der Fotovoltaik sowieso.

Wer muss, der muss

19. August: "Filmstar Gérard Depardieu erleichterte sich im Flugzeug. Nachsicht mit dem Nationalhelden."

Hans-Otto Schulze:

Wenn ein berühmter Schauspieler sich (vor dem Start) in der voll besetzten Kabine erleichtert, nimmt kaum jemand daran Anstoß. Schlägt aber (nach der Landung mit einem Hubschrauber) ein Ernst August von Hannover, von seinem kleinen Gefolge umringt, sein Wasser an einer Hauswand ab, so ist das ein Skandal, und er wird mit einer hohen Geldstrafe belegt. Aber: Wer muss, der muss!

Einsame Beschlüsse

18. August: "Ökonomen lehnen Euro-Pläne ab."

Albert Alten:

Die geplanten Euro-Bonds sind nichts weiter als verbindliche Staatsanleihen für jedes EU-Land. Stabiler wird der Euro als Währung dadurch nicht. Denn mit den Euro-Bonds wären die EU-Schuldenländer in der glücklichen Lage, dass etwa Deutschland für diese Schulden mit aufkommen würde. Des Weiteren beschneiden Euro-Bonds die staats- und wirtschaftspolitische Eigenständigkeit eines jeden EU-Mitgliedstaates. Solange nicht einmal das EU-Parlament und damit wir als Wähler eine demokratisch legitimierte Regierung wählen dürfen, sollte dieses seit 1979 latente EU-Demokratiedefizit nicht noch weiter zulasten der staatlichen Souveränität, wie es auch das Grundgesetz vorsieht, mit einsamen Beschlüssen der EU-Regierungschefs deutlich erhöht werden.

Am Abgrund

17. August: "Der Pakt für den Euro."

Richard Adolf:

Nun ist der Mustang in vollem Galopp durchgegangen. Hätten wir doch bloß vor Beginn das Pferd gesattelt und mit einer Trense versehen. So unterschiedliche Volkswirtschaften hinsichtlich ihrer Produktivität unter einer gemeinsamen Währung, das konnte nicht gut gehen. Rahmenbedingungen für Steuerungsmechanismen bei Finanzen und Betriebswirtschaft hätten vor Einführung der gemeinsamen Währung festgelegt werden müssen. Wer ist jetzt noch in der Lage, den Mustang vor dem Abgrund zum Stehen zu bringen?

Unter dem Deckel

20. August: "A-7-Deckel: Die Sorge der betroffenen Bürger."

Bernt Grabow:

Ganz richtig schreiben Sie auf der 1. Seite "In einem Flächentausch sollen die Kleingärtner, die bisher am Rande der Autobahn angesiedelt sind, mit ihren Gärten auf den Deckel ziehen." In Ihrer Umfrage sprechen Sie dann aber von "verschwinden". Das ist etwas völlig anderes, die Umfrage ist also nicht aussagekräftig. Es muss vor allem aber noch einmal deutlich gesagt werden, dass diese drei Deckelabschnitte rund 30 000 Menschen dauerhaft vor dem Lärm der Autobahn schützen werden, die gesetzlichen Anspruch auf solchen Schutz haben.

Wahre Liebe

20. August: "Boetticher-Affäre: Wir mussten handeln."

Hans Schwarz

Besser wäre die Frage nach der Ehrlichkeit in der Politik, denn wenn es wirklich Liebe war, dann hätte Christian von Boetticher auch dazu stehen müssen. Dafür hätte jeder Mensch, ob Freund oder Feind, Verständnis gehabt.

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