Rückfall in alte Zeiten

16. August: "Von Boetticher legt auch Fraktionsvorsitz nieder."

Silvia di Mattia

Ich bin fassungslos, da versuchen bestimmte gesellschaftliche Gruppen, die 50er-Jahre wieder auferstehen zu lassen. Erst lese ich, dass ein Sportler disqualifiziert werden soll, weil er sich zu seinem Schwulsein bekennt, dann, dass Herr von Boetticher wegen der Beziehung zu einer 16-Jährigen abserviert wird. Ich gebe zu, dass mir Männer, die eine Beziehung zu einer um mehrere Jahrzehnte jüngeren Frau unterhalten, suspekt sind. Wenn es sich um einen Politiker handelt, dann sehe ich bei einer Wahl genau hin, ob sich dieses unreife Verhalten auch in seinen politischen Vorstellungen wiederfindet. Aber das möchte ich als Wählerin selbst entscheiden und verwahre mich dagegen, dass mir das von selbst ernannten Tugendwächtern verwehrt wird.

Scheinheilige Empörung

Minne Graw:

Mir liegt es fern, einen CDU-Mann zu verteidigen. Und was eine 16-Jährige bewogen haben mag, sich mit einem 40-jährigen konservativen Politiker einzulassen, mag einem schleierhaft erscheinen. Trotzdem sollten all die selbst ernannten Moralapostel ihre Empörung ruhig stecken lassen. Was ist 'unmoralischer': sich in eine sehr junge Frau zu verknallen, als Mann einen Mann zu lieben oder nach der Fraktionssitzung in den Puff zu gehen, während die Gattin daheim die Kinder hütet?

Lieben ist menschlich

Heinz-Dirk Schoon:

Ein 40-Jähriger verliebt sich in eine 16-Jährige oder auch umgekehrt. Beide sind zunächst glücklich miteinander, trennen sich aber nach einiger Zeit wieder. Tagtäglich passiert dieses mitten unter uns. Widerlich? Liebe, Glück und Leid sind menschlich, nicht widerlich. Widerlich finde ich CDU-Politiker, die ihren Parteifreund verraten, Journalisten, die menschenverachtend vermeintliche Skandale ausrufen, Ewiggestrige, die Liebe, die von ihrer Norm abweicht, verteufeln.

Mit Luft gehandelt

16. August : "57 Millionen Euro Steuern hinterzogen."

Horst Zeck:

Das sind ja keine Mittelständler oder Import-, Export-Unternehmen, die mit Verschmutzungszertifikaten handeln, sondern Banken. Und bei Zertifikaten fallen mir sofort Lehman-Bank-Zertifikate ein, womit viele Bürger ihr Vermögen verloren haben. Diese Banken, unter anderen stehen auch Manager der Deutschen Bank unter Anklage, haben buchstäblich mit Luft gehandelt, und dazu noch mit schlechter Luft. Diese Geschäfte tragen keinen Euro zum Inlandsprodukt bei und sind für die Volkswirtschaft schädlich. Sie sollten von der Politik - wie andere schädliche Spekulationsgeschäfte - verboten werden.

Bedeutungsloses Gefasel

16. August: "Linke-Chefin windet sich im Mauerstreit."

Gunther Fausack:

Endlich mal eine Partei, die mit einer klaren Aussage ihre politische Orientierung belegt. Das Gefasel dieser Frau macht es jedem Bürger einfach, diese Partei als bedeutungslos einzustufen und zu ignorieren. Bestärkend kommt noch hinzu, dass die Parteispitze zielstrebig für einen Platz unter fünf Prozent arbeitet. Dann wäre dieses Problem endlich gelöst.

Anspruch verspielt

15. August: "Linke lösen Eklat am Jahrestag des Mauerbaus aus."

Willibald J. C. Piesch, BdV Hamburg - Haus der Heimat:

Eine Partei, die bei Gedenken an die Mauertoten an der sogenannten DDR-Friedensgrenze nicht mittrauert, hat ihren demokratischen Anspruch infrage gestellt. Die Handvoll Aktivisten, darunter sogar eine frühere Ministerin, die sich bei der Schweigeminute im Gedenken an die Mauertoten nicht erhoben haben, sollten sich schämen.

Steuergeld verschleudert

15. August: "Viel Geld für einen Marketing-Gag."

Marion Schlichting-Erb:

Die neueste Idee von Hamburg Marketing: ein Ärgernis. Steuergelder werden verschleudert, die woanders dringend gebraucht werden, z. B. bei der Instandhaltung maroder Schulgebäude. Eine Investition in Pflege und Sauberkeit unserer Stadt würde bei Besuchern bzw. Touristen garantiert besser ankommen.

Kehrseite, die keiner sieht

Hubertus Romahn:

Die Kehrseite: Wie viele Flüchtlinge - Familien, Kinder, Alte, chronisch kranke oder traumatisierte Menschen - pfercht das hippe Hamburg auf 200 Quadratmetern in Sammelunterkünften zusammen, zumeist über viele Jahre? Wer würde ihnen zuhören, wenn sie über dieses Leben berichten wollten?

Schlag ins Gesicht

15. August: "Es droht eine Ausflaggungswelle."

Thomas Nahr:

In diesem Artikel wird jedem klar, dass die Reeder zwar gute bis sehr gute Gewinne einfahren, dass ihnen aber genug einfach nicht genug ist. Den sogenannten Kostennachteil immer wieder zu benennen ist schon ein Schlag ins Gesicht der dort Beschäftigten.

Sachlich bleiben

13./14. August: "Ein Fluglotse verteidigt sich."

Rainer Spitzke:

Das Problem: In den Augen vieler Nichtlotsen sind die Gehälter im Verhältnis zur Arbeitszeit und zum Urlaubsanspruch bereits sehr hoch und eine weitere Erhöhung unangemessen. Diesen Standpunkt zu vertreten ist ihr gutes Recht. Aber inakzeptabel ist das Verhalten des "älteren Herrn im Fitnessklub" mit seinem verbalen Angriff auf einen Lotsen. Sachlich geht es um die Beurteilung einer angemessenen Forderung auf Erhöhung der Besoldung im Verhältnis zur Leistung und möglicherweise um die Berechtigung, dafür zu streiken. Der Hinweis des Lotsen auf die besondere Stress- und Verantwortungssituation reicht nicht aus, um die Forderung zu rechtfertigen.

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