Verkorkste Gefühlswelt

15. August: "CDU-Chef tritt nach Affäre mit Teenager zurück."

Jürgen Jeschke:

Wenn ein 40-jähriger Mann ein 16-jähriges Mädchen in Facebook kennenlernt und es das erste Mal von Köln zu sich nach Pinneberg kommen lässt, dann kann noch keine Liebe entstanden sein. Dann kann es nur so sein, dass er die Unerfahrenheit des Mädchens ausnutzt, um seine verkorkste Gefühlswelt zu bedienen. Mit dieser Verantwortungslosigkeit disqualifiziert er sich für jedes politische Amt!

Überfälliger Rücktritt

Christian Fuchs:

Der Rücktritt war überfällig: Nun ist es an sich schon moralisch höchst bedenklich, wenn ein 40-Jähriger eine sexuelle Beziehung zu einer Minderjährigen hat, die locker seine Tochter sein könnte. Von einem Politiker erwarte ich einen vorbildlichen Lebenswandel. Allgemein wünsche ich mir mehr persönliches Verantwortungsgefühl, mehr Sinn für Anstand in unserem Land.

Fehlende Alternative

Peter Schmidt:

Man prügelt den Sack und meint den Esel. Die moralische Verpackung der Anwürfe gegen Parteifreund Christian von Boetticher überrascht. Es ist schade, dass die Partei ihr einziges, sicher mit Fehlern behaftetes Schwergewicht beseitigt, ohne parteiintern eine aussichtsreiche Alternative haben. Ein Import von außen würde noch helfen, aber wer tut sich das an?

Unerträgliche Verhöhnung

15. August: "Linke lösen Eklat am Jahrestag des Mauerbaus aus."

Margrit Ruppenstein:

Die Tatsache, dass die Linke den 50. Jahrestag des Mauerbaus für ihren Parteitag gewählt hat, ist schon Beweis genug für ihre verbohrte, nostalgische Einstellung zum menschenverachtenden Unrechtsregime der DDR. Dass nun einige Delegierte, allen voran die ehemalige Ministerin Linke, sich während der Schweigeminute nicht von ihren Sitzplätzen erhoben haben, ist eine unerträgliche Verhöhnung der Opfer.

Erhebliche Nachteile

15. August : "Streit um Euro-Bonds spitzt sich zu."

Jürgen Pfestorf:

Euro-Bonds haben bestimmte Vorteile, aber auch schwerwiegende Nachteile. Dass ein Superspekulant wie Soros sie empfiehlt, sollte nachdenklich stimmen. Solange nicht die Grundkrankheiten des Euro-Raums behoben werden, sind Euro-Bonds die falsche Lösung. Zu diesen Krankheiten gehören die fehlende Fiskal- und Sozialunion. Eine Therapie der Krankheiten würde aus meiner Sicht in fünf Jahren zu schaffen sein. Bis dahin müssen wir mit den Schwächen leben.

Bezirkschefs irren

13./14. August: "SPD erhöht Druck im Streit um Familienhilfe."

Martin Apitzsch:

Die Bezirksamtsleiter Schreiber (SPD) und Kopitzsch (SPD) irren sich, wenn sie glauben, die Familienhilfe sei ein Selbstbedienungsladen für freie Träger. Familienhilfen werden erst nach aufwendigen Diagnosen durch das Jugendamt gewährt. Wird eine Hilfe von einem freien Träger durchgeführt, gehört zu jeder Rechnung eine dicke Akte zum Beispiel mit Berichten, Tischvorlagen, Protokollen. Außerdem haben Bezirksämter, Fachbehörde und die freien Träger ein ganzes Netz von Kontrollen vorgesehen. Der Kostenanstieg hat mit fehlenden Kontrollen nichts zu tun, sondern liegt an der erhöhten Aufmerksamkeit für Fälle von Kindeswohlgefährdungen.

Desinteressiert und devot

13./14. August: "Mein Leben mit der Mauer."

Christian Raabe:

Die Mauer hat unsere Nation gespalten, Familien getrennt und die ostdeutsche Bevölkerung weggeschlossen. Sie hat Hunderte von Toten hinterlassen. Als ehemaliger Ostberliner kann ich nicht verstehen, warum in diesen 28 lähmenden Jahren in der freien Bundesrepublik kein nennenswerter Aufschrei gegen dieses tödliche Monstrum der Teilung erfolgte. Ich bezweifle, dass eine andere westeuropäische Nation sich in einer solchen Lage ähnlich desinteressiert und devot vor der Macht der Knobelbecher und Stasi gegenüber ihren Landsleuten verhalten hätte.

Schämt euch!

13./14. August: "Ein Fluglotse verteidigt sich."

Martin Hill:

Nicht nur Fluglotsen haben Schichtdienst und Stress und tragen sehr große Verantwortung! Wer redet von unseren Krankenhaus- und Notfallärzten, die oft mehr als 30 Stunden am Stück ihren Dienst am Menschen versehen? Wer redet denn von Feuerwehrleuten oder von Polizisten? Hat sich der Fluglotse mal gefragt, was passieren würde, wenn sich diese Berufsgruppen einmal so abgehoben verhalten würden wie er und seine Kollegen? Die Fluglotsen sollten sich nicht verteidigen - sie sollten sich schämen!

Nichts dazugelernt

12. August: "Commerzbank bietet 50 000 Kunden Entschädigung an."

Klaus Tobaben:

Und wieder steht die Commerzbank, welche nur durch den von uns Steuerzahlern aufgespannten Rettungsschirm vor der Insolvenz bewahrt wurde, in der Negativpresse. Zum Dank für die Rettung werden wir mit systematischer Falschberatung aus reiner Profitgier um unser Erspartes gebracht. Selbst aus der Lehman-Pleite hat diese Bank nichts dazugelernt, sondern macht munter weiter. Obwohl diese Bank von den Gerichten immer häufiger wegen Falschberatung bei den Lehman-Zertifikaten verurteilt wird, behauptet sie stur, dass sie alles richtig gemacht hat. Der Geschädigte muss klagen und Beweise zusammentragen und ist damit in der schwächeren Position. Und das spielt die Bank gnadenlos zu ihrem Vorteil aus. Kundenfreundlichkeit sieht anders aus. Wann wächst der Druck auf diese Bank, damit auch die vielen Lehman-Geschädigten endlich entschädigt werden?

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