Sehr frustriert

1. August: "Familien können nur verlieren: Betroffene schildern, was sie bei der Wohnungssuche erlebten."

Lydia Kärgling:

Wir sind eine Familie mit zwei Kindern. Mein Mann und ich verdienen gemeinsam rund 2650 Euro (netto). Unsere Jungs sind zehn und sieben Jahre alt. Unser Großer hat eine Schwerbehinderung. Wir wohnen in einer Genossenschaftswohnung in Bramfeld, zahlen zurzeit 550 Euro warm für knapp 60 Quadratmeter (2,5 Zimmer). Mehrmals haben wir angefragt, ob es für uns in den Genossenschaften eine größere Wohnung gibt. Angeboten wurden aber nur welche in einem Stadtteil, der sehr weit weg ist von der Schule. Oder Neubauwohnungen, die zu teuer waren (800 bis 1200 Euro kalt). Wir sind sehr frustriert. Durch die Behinderung unseres Sohnes leben wir ohnehin sehr eingeschränkt, und dann noch dieser Platzmangel!

Kapituliert

Kristina Duveneck:

Wir sind zwei freiberufliche Journalisten, haben zwei Kinder und ein gutes Monatseinkommen, das allerdings keine großen Sprünge zulässt. Das bedeutet, dass eine familientaugliche Wohnung in den im Artikel beschriebenen Stadtteilen für uns nicht bezahlbar ist. Wir wohnen (noch) mittendrin, in der Schanze. Unsere Wohnung ist zwar schön, wird aber immer wieder von einer Mäuseplage befallen. Mit Kindern eine Zumutung. Unser schlechtes Gewissen ihnen gegenüber (auch wegen des nicht sehr kinderfreundlichen Umfeldes) und der eigene Frust über den nicht vorhandenen Wohnungsmarkt hat uns nun dazu gebracht, ganz rauszuziehen. Wir haben kapituliert und ziehen nach Tornesch. Lieber wohne ich in einem schönen Häuschen auf dem Dorf für 700 Euro Miete als in einer hässlichen Ecke irgendwo in der Stadt für 1100 Euro.

Raus aufs Land

Marco Herr:

Tja, wer in einem "In-Stadtteil" wohnen will, der muss leiden. Dabei gibt es Alternativen. In den Vierlanden ist es kein Problem, vier Zimmer für 1000 Euro zu bekommen. Zu dem Kurs gibt es zum Teil schon Doppelhaushälften zur Miete. Das Landgebiet ist absolut kinderfreundlich. Keine Wartezeiten auf Kita-Plätze, enormer Freizeit- und Erholungswert. Viele junge Familien bauen hier zurzeit. Und zur Innenstadt sind es nur 20 Minuten.

Unnötiges Anprangern

10. August: "Sekten-Expertin warnt vor Nena und Fliege."

Harry Timm:

Ich habe den Eindruck, Frau Caberta möchte die Inquisition wieder einführen. Sie verspielt ihren guten Ruf. Sie soll den Menschen die Freiheit lassen. Wir brauchen kein Anti-Esoterik-Gesetz. Scharlatane wird es immer geben, nicht nur in der Esoterik.

Kirchen gefordert

Christiane Mielck-Retzdorff:

Warnungen, Schreckensvisionen und Angstmacherei behindern eine objektive Auseinandersetzung mit dem Thema Sinnsuche, sind aber leider auch die Methoden, derer sich die Esoterik bedient, um Anhänger zu gewinnen. Hier sind nicht Politiker mit Verboten gefragt, sondern die beiden christlichen Kirchen. Sie sollten endlich den Mut haben, zu der christlichen Spiritualität zurückzukehren, begleitet von Engeln und Wundern.

Nichts mehr zu verlieren

10. August: "Außer Kontrolle. Jugendkrawalle in England eskalieren."

Albert Alten:

Tausende Jugendliche zeigen mit Gewalt und Brandstiftung in London, Liverpool und anderen Städten in Großbritannien, dass sie nicht länger die Verlierer einer verfehlten Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik sein wollen. Wer Geschäfte plündert und Autos anzündet, hat nichts mehr zu verlieren. Ob in Spanien, Italien oder Frankreich: Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene zählen sich zu einer verlorenen Generation ohne Zukunft, die im Hass auf die Politiker und Geldeliten ihr Ventil gefunden hat.

Unverschämt

10. August: "Parteien wollen Kfz-Steuer erhalten und streiten über Maut."

Gunter Alfke:

Dumm? Frech? Oder beides? Was haben wir nur für Politiker! Würden all die Milliarden, die die Autofahrer an Kfz-Steuer und Mineralöl- und Ökosteuer jährlich aufbringen, in den Straßenbau gesteckt statt im Sumpf des allgemeinen Staatshaushaltes zu verschwinden, Deutschland hätte das beste Straßennetz der Welt. Jetzt obendrein noch eine Maut, die ebenfalls nicht voll in Straßenbau und -erhaltung fließen wird - das ist ganz schön abgefahren.

Etikettenschwindel

9. August: "Eine immer größere Anzahl an Lebensmitteln erfordert eine bessere Informationspolitik."

Peter Gudelius:

Wie weit wir uns von den einfachen Dingen im Leben entfernt haben, auch was unser Essen angeht, zeigt der Begriff "konventionell erzeugte Lebensmittel". Von konventioneller Herstellung dürfte inzwischen bei den wenigsten Lebensmitteln die Rede sein, oder gehören die vielen Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker zur herkömmlichen Herstellung?

Nervig, aber nützlich

8. August: "Die Nervensäge des Monats."

Gerold Schmidt-Callsen:

Zugegeben, Wespen sind manchmal nervig. Und sie gehören sicherlich nicht zu den Lieblingstieren von Menschen mit einer Allergie. Die Bezeichnung "Mistvieh", "Sommermonster" oder gar "Feindin" haben sie allerdings nicht verdient. Eine derartige Begriffswahl führt zur Dämonisierung einer ganzen Tierart, fordert indirekt zur Tötung dieser Tiere auf. Dabei stehen Wespen unter Naturschutz. Sie spielen eine bedeutende Rolle in der Natur. Unter anderem stehen Fliegen, Mücken und Blattläuse auf ihrem Speiseplan. Außerdem tragen sie bei der Suche nach süßen Pflanzensäften auch zur Bestäubung von Pflanzen bei.

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