Eine Replik

"Professorale Protest-Posse"

Eine Polemik zu den Studentendemos, an denen auch Professoren teilnehmen.

Hamburger Abendblatt 9. Juni

Natürlich macht's Spaß, Professoren abzuwatschen. Genauso, wie's Spaß machen würde, Journalisten aufs Korn zu nehmen. Aber das tut man als Hochschulpräsident nicht; es sei denn, es hapert gar zu sehr mit der Sorgfaltspflicht. So wie in dieser Polemik. Selten wusste ein Autor so wenig über die Arbeitswirklichkeit der Professoren. Selten wurde so platt versucht, Vorurteile zu bedienen. Eigentlich fehlte nur noch "alles faule Säcke", in Anlehnung an Ex-Kanzler Schröder.

Dass die Professoren der Hochschule für Angewandte Wissenschaften wöchentlich 18 Stunden lehren statt acht: Schwamm drüber. Dass im Semester auch geforscht wird: Schwamm drüber. Dass die vorlesungsfreie Zeit 15 Wochen dauert und nicht ein halbes Jahr: Schwamm drüber. Dass in dieser Zeit Hunderte Arbeiten korrigiert werden, Kompaktkurse laufen und intensiv geforscht wird: Schwamm drüber. Dass die Hochschule Veranstaltungen für die Stadt anbietet wie die "Nacht des Wissens": Schwamm drüber. Dass unsere Professoren im Schnitt mehr als 50 Stunden pro Woche arbeiten: Schwamm drüber. Dass die knapp 1000 Ingenieure, die 2010 fertig geworden sind, dringend gebraucht werden: Schwamm drüber. Dass jeder Absolvent für die Stadt 150 000 Euro erbringt: Schwamm drüber. Es gibt vermutlich gar nicht so viele Schwämme, wie ich für weitere Argumente bräuchte. Aber es geht doch darum: Die neue Regierung will bei Hochschulen etwa acht Prozent ihres Budgets einsparen, dagegen wehren sich ihre Präsidien, ihre Professoren und ihre Studierenden. Hamburg will nämlich Wissenschafts- und Innovationsstadt sein. Falls aber der Journalismus weiter so auf den Hund kommt wie bei besagter Polemik, dann ist das Abendland vielleicht doch in Gefahr.

Michael Stawicki, Präsident der HAW Hamburg

Wer bezahlt und wie?

",Die Staatspleite ist abwendbar'"

Interview mit dem Präsidenten der Osteuropabank Thomas Mirow über diverse Hilfsprogramme für das angeschlagene Griechenland.

Hamburger Abendblatt 10. Juni

Der entscheidende Satz von Mirow wird zu Recht herausgestellt: "Ich denke, die Rechnung für die Krise muss noch bezahlt werden." Jetzt müssen nur noch die Fragen beantwortet werden: von wem und wie?

Klaus-G. Walther, A. Schulte, Reinbek

Selbstkritisch

"Akte ,Gorch Fock' geschlossen"

Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen nach Todessturz einer Kadettin ein: Es war ein tragischer Unglücksfall.

Hamburger Abendblatt 10. Juni

Es wäre zu wünschen, dass ein so sinnloser Tod wie auf der "Gorch Fock" nicht wieder geschieht und die Marine selbstkritisch ihre Ausbildung den heutigen Erfordernissen anpasst. Bisher habe ich nicht den Eindruck, dass ein Umdenken erfolgt.

Peter Gramcko, per E-Mail

Unbürokratischer Schritt

" 40 000 Autos könnten nach dem ,Kieler Modell' kostenlos parken"

Wer ein Auto fährt, das weniger Kohlendioxid ausstößt, soll mit freiem Parken in der Hamburger Innenstadt belohnt werden.

Hamburger Abendblatt 8. Juni

Ein guter und unbürokratischer Schritt. Die Autohersteller bieten zwar auch CO2-arme Varianten an - doch viel zu viele Käufer entscheiden sich (noch) für die stärkeren, aber klimabelastenden Motorisierungen. Da sind Anreize viel besser als Vorschriften. Kiel hat mit dem Freiparken sehr gute Erfahrungen gemacht. Dass nun auch Hamburg dieses Angebot macht, ist allerbest.

Rolf Deckena, per E-Mail

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