Ampelschaltungen sollen per Bürgerbeteiligung besser werden.

Es gab mal eine Ampel an einer viel befahrenen Kreuzung in Ahrensburg, die einen technischen Defekt hatte. Da der nicht schnell zu beheben war, blieb die Lichtzeichenanlage, wie es bürokratisch korrekt heißt, wochenlang abgeschaltet. Der Verkehr zeigte sich unbeeindruckt und tat das, was er tun sollte: Er floss, und zwar völlig problemlos. Das eigentliche Wunder geschah dann in den Büros der Verkehrsplaner im Rathaus. Sie sahen es ein und bauten die Ampel ab - und es gab niemanden, der protestiert hätte.

Es gibt wohl auch niemanden, der nicht zumindest eine Ampel kennt, die schlecht geschaltet oder überflüssig ist. Dieses Wissen der Bürger will sich der Senat zunutze machen. Er ruft dazu auf, die Schwachstellen im System zu benennen und an einer "Planungswerkstatt" teilzunehmen. Das ist aus drei Gründen gut: Erstens gibt die Behörde zu, dass sie es nicht hinbekommt; zweitens will sie ernsthaft nach einer Lösung suchen und drittens die einbeziehen, die sich am besten auskennen - Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger.

Die Resonanz der Bürger sollte die Verantwortlichen bestärken. Bis gestern am frühen Abend hatten sich schon 200 Hamburger mit Vorschlägen gemeldet. Eine erstaunliche Zwischenbilanz am Tag eins nach dem Aufruf.

Das Modell könnte Schule machen. Denn gerade im Verkehrsbereich gibt es weitere Felder, in denen die Kompetenz der Bürger hilfreich wäre. Denkbar sind der öffentliche Nahverkehr, das Radwegesystem und die Parkplatzproblematik.

Der Aufruf birgt aber auch große Risiken. Nämlich dann, wenn am Ende kaum etwas umgesetzt wird. Wenn es hier Sicherheitsbedenken, dort Kostengründe gibt; wenn hier technische, dort politische Probleme dagegensprechen.

Es wäre nicht das erste Mal. So manche vollmundig ausgerufene Planungs- oder Zukunftswerkstatt, wie bei der Schulreform oder bei neuen Baugebieten, endete damit, dass die Ergebnisse "ernsthaft geprüft" wurden, um sie dann als "leider nicht umsetzbar" zu verwerfen. Jemanden Schmackhaftes vor die Nase zu halten, damit er losläuft, das er aber nie bekommt, das funktioniert zwar - auf Dauer aber nur bei Eseln, nicht bei Hamburgern.