In beiden Städten werden die Osterfeiertage unterschiedlich begangen. Und doch bleibt allen Konfessionen die einende Botschaft der Auferstehung

Ostern ist auf der ganzen Welt gleich. Das ist erst einmal eine ziemlich banale Feststellung, aber es stimmt auch mit Blick auf Hamburg und Rom. Gut und schön: Das Wetter ist in Rom anders - besser -, und in Deutschland streitet man sich über das "Hasenfest", ein in Rom und im Rest der Welt völlig unverständlicher Streit. Eine Buchhandelskette, die die Auferstehung Christi weglässt und nur noch mit Tieren wirbt und sogar den Namen ändert, eben in "Hasenfest", das ist so abenteuerlich, dass italienische Freunde nur den Kopf schütteln.

Aber es gibt doch mehr Dinge, die uns verbinden, als Dinge, die uns trennen. Und das gilt für alle christlichen Konfessionen, nicht nur für die Katholiken.

In Hamburg habe ich Ostern immer als etwas erlebt, was neben dem Betrieb in der Stadt herläuft, irgendwie habe ich mich immer für einige Tage fremd gefühlt. Alle Menschen sitzen an Alster oder Elbe und genießen einen Cafè latte, während man sich als Christ am Freitag in die Feier des Leidens Jesu Christi begibt. Das fühlte sich immer sehr schräg an. Die Osterfeiern - viel mehr noch als zum Beispiel das Weihnachtsfest - verlangen, dass man sich ein wenig aus dem normalen Trubel und dem Gefühl der freien Tage ausklinkt. Man gehört nicht mehr ganz dazu.

Das ist aber in Rom nicht anders, auch wenn es vielleicht merkwürdig klingt: Hier übernehmen die Touristen die Funktion, dass ich mich irgendwie fremd fühle. Zugegeben, sehr viele Menschen kommen extra nach Rom, um wenigstens einmal mit dem Papst und der Weltkirche Ostern zu feiern. Aber in vielen Nachbarländern sind Osterferien und die Menge der Zuschauer, die dabei sind und das alles eher als Spektakel betrachten, wächst. Fahren Sie einmal während der Ostertage mit dem Nahverkehrsbus durch Rom: die Anzahl deutsch sprechender Kulturtouristen, die nicht wissen, was Ostern ist, ist erschreckend hoch. Dazu dann die Eigendynamik, die die vielen Busladungen von Menschen entfalten, der Geruch von Sonnenschutzmittel über dem Petersplatz. Es fühlt sich fremd an.

Das zweite Stichwort habe ich auch schon genannt: die Weltkirche. Das Osterfest in Hamburg wird mindestens ebenso international gefeiert wie in Rom. Bei den Gottesdiensten in Hamburg sind es die multinationalen Gemeinden, in Rom die Pilger, aber das Gefühl bleibt dasselbe. Die Christenheit ist bunt und vielfältig, es gibt eine Menge Bräuche, die manchmal sehr fremd wirken, manchmal anrührend sind, aber alle feiern gemeinsam das eine große Fest unseres Glaubens. Da ist in Hamburg wie in Rom zwischen den einzelnen Glaubenstraditionen Respekt zu spüren.

Rom ist eher barock und getragen, Hamburg bunt, mit viel Bach-Musik, und vielfältiger in den Konfessionen, aber trotzdem ist das Feier-Gefühl gar nicht so verschieden.

Was Hamburg und Rom dann doch unterscheidet, ist die Sichtbarkeit. In Rom kann man zumindest in der Innenstadt den Gottesdiensten zum Leiden und Sterben nicht entgehen. Mache ich einen Spaziergang von Blankenese nach Mümmelmannsberg kann es mir passieren, dass ich gar nichts mitbekomme. Außer vielleicht die Plakate und Werbungen mit Hasen und Eiern.

Die Osterfeiern in Hamburg und Rom sind gar nicht so verschieden, wenn man als Christ nicht nur die freien Tage genießen, sondern die Auferstehung feiern will.

Jesuitenpater Bernd Hagenkord, 42, ist seit 2009 Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan in Rom, davor war er für sechs Jahre Jugendseelsorger der Katholischen Studierenden Jugend in Hamburg