Wie Kinder vor Missbrauch besser geschützt werden können.

Es passiert im Zeltlager, im Verein, in der Familie. Kinder werden Opfer sexueller Gewalt, und dieses abscheulichste aller Verbrechen macht aus ihnen gebrochene und meist lebenslang traumatisierte Menschen. Ihr kleines Leben wird zertrümmert, bevor es richtig angefangen hat. Deshalb ist es gut, dass sich die Politik in Berlin mit einem runden Tisch zu "Sexuellem Kindesmissbrauch" dieses Themas annimmt.

Die Kriminalstatistik ist in diesem Fall nicht wirklich hilfreich. Sie verzeichnet für das Jahr 2009 rund 15 000 Fälle von Kindesmissbrauch in Deutschland. Die Zahlen im Dunkelfeld sind erheblich höher, viel zu oft kommt es aus Angst oder Scham nicht zur Anzeige. Der Hamburger Sportbund schätzt, dass jedes vierte Mädchen und jeder achte Junge Opfer von sexuellem Missbrauch wird. Da die Täter ganz überwiegend aus dem unmittelbaren Umfeld kommen, besteht hier die größte Möglichkeit, den Teufelskreis zu durchbrechen. Immer wieder werden die Opfer selbst zu Tätern.

Auch der Hamburger Pädagoge Martin N., der zum mutmaßlichen Kindermörder wurde, hat sein berufliches Umfeld genutzt, um diejenigen, die er schützen sollte, zu missbrauchen. Wenn jemand wie im Fall Dennis ein Doppelleben führt, ist es schwierig, das Monster hinter dem Menschen zu entdecken. Trotzdem gibt es noch viele Maßnahmen, die zum besseren Schutz von Kindern ergriffen werden können.

Dazu gehört die regelmäßige Vorlegung eines Führungszeugnisses. Warum nicht alle drei Jahre? Dazu gehört die ernsthafte Überprüfung des Vorschlags, künftig auch von ehrenamtlichen Mitarbeitern in der Kinder- und Jugendarbeit ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis zu verlangen. Dazu gehört die Forderung, dass in allen Einstellungsgesprächen bei den betreffenden Einrichtungen der Schutz von Kindern vor sexueller Gewalt angesprochen werden muss. Und dazu gehört die Möglichkeit für jedes Kind, sich bei sexuellen Übergriffen an eine unabhängige Beschwerdestelle wenden zu können. Hier sollte die Politik, wie vom Diakonischen Werk jetzt gefordert, ihren Gesetzentwurf auf jeden Fall noch einmal nachbessern.

Zudem lohnt ein Blick zum Eimsbütteler Turnverband. Als erster Klub in Hamburg bildet der ETV seine Übungsleiter zum Themenkomplex Missbrauch fort und arbeitet mit der Opferorganisation Dunkelziffer e. V. zusammen. Denn das bleibt, bei allen Gesetzesinitiativen, oberstes Gebot: genau hinschauen und die Wachsamkeit erhöhen.