Pro und Kontra Dschungelcamp

Deutschland diskutiert über das RTL-Dschungelcamp. Oder doch nicht? HSV-Aufsichtsratschef Ernst-Otto Rieckhoff plädierte beim Besuch in der Abendblatt-Redaktion dafür, über diesen "Schund" gar nicht zu berichten. Chefredakteur Claus Strunz meint, dass das Abendblatt (angesichts der Einschaltquoten) über dieses Massenphänomen berichten muss. Rieckhoff bekam in der Konferenz spontan Applaus. Aber was meinen die Leser? Auszüge aus den Diskussionsbeiträgen auf der Facebook-Seite von Claus Strunz.

Qualitätszeitung

Ronald Preuß: Herr Rieckhoff hat recht. Das Abendblatt will doch eine Qualitätszeitung sein und sollte es sich ersparen, die "Bild"-Zeitung bei solchen Themen übertrumpfen zu wollen.

Ursache und Wirkung

Lars O. Nicolaisen: Stimme Herrn Rieckhoff zu. Das Dschungelcamp ist doch nur zum Massenmedium geworden, weil die Massenmedien darüber berichten. Schön wäre eine kurze tägliche Rubrik auf der letzten Seite, warum das Abendblatt nicht darüber berichtet und dafür ein paar Sätze über die echten TV-Highlights des vergangenen Abends schreibt.

Lieber ein Buch lesen

Michaela Wruck: Den Applaus hat er verdient. Dschungelcamp? Ich habe da mal reingezappt. Da knutschen zwei "Promis", die ich nie zuvor gesehen habe, und lästern über Mitbewohner des Camps. In jedem Büro würde das als Mobbing gelten. Was soll daran nun lustig oder spannend sein? Ich finde es eher abstoßend und lese lieber ein Buch.

Format mit Konzept

Daniela Hinrichs: Es ist kein Massenphänomen per Definition, sondern ein konzeptionell entwickeltes und medial gefördertes sowie verbreitetes Format. Einzig phänomenal und entscheidend sind die Menschen vor der Kamera und den Bildschirmen. Das Scheitern anderer hatte schon immer einen anziehenden Aspekt in der Geschichte der Menschheit. Früher, um daraus zu lernen und zu überleben. Heute als Korrektiv für das eigene Leben. Die Frage ist demnach nicht, ob, sondern, was im Abendblatt berichtet wird.

In den Kulturteil

Rüdiger Keuchel: Wenn überhaupt, dann doch bitte dort, wo's hingehört: in den Kulturteil und nicht lang und breit auf der Seite Aus aller Welt.

Beobachter, keine Zensoren

Peter Haas zu Daniela Hinrichs: Besser kann man die Relevanz nicht beschreiben. Dass ein solches Format diese Diskussionen auslöst, ist ein kultursoziologisches Phänomen, an dem kein neugieriger Journalist vorbeikann. Journalisten sind Beobachter und Berichterstatter, keine Zensoren und Richter über das, was Niveau hat und was nicht.

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