... hat schon begonnen. Das könnte den FDP-Chef retten.

Guido Westerwelle wird wissen, dass die Chancen, in Hamburg mit der SPD zu regieren, überschaubar sind. Fünf Prozent bedeuten für die notorisch zerstrittenen Liberalen in der Hansestadt seit jeher eine echte Hürde. Und selbst wenn der FDP dank einer vorzeigbaren Spitzenkandidatin die Rückkehr in die Bürgerschaft gelingen sollte, ist sie nicht Wunschpartner von Olaf Scholz.

Gleichwohl markiert die Ankündigung Westerwelles, der Hamburger FDP freie Hand für Rot-Gelb zu lassen, eine Wende in der Parteistrategie. Die letzte sozialliberale Koalition endete 2006 in Rheinland-Pfalz. Möglichkeiten einer Neuauflage machte Westerwelle zunichte. In Hessen hätte er es lieber zu Rot-Rot-Grün unter Andrea Ypsilanti kommen lassen, als mit SPD und Grünen über eine Ampelkoalition zu verhandeln. Und in Nordrhein-Westfalen amtiert seit dem vergangenen Jahr eine rot-grüne Minderheitsregierung, die faktisch von der Linkspartei toleriert wird. Westerwelles Strategie lief lange auf die Formel hinaus: ein Koalitionspartner (die Union), ein Thema (Steuersenkungen).

Die Auseinandersetzungen in der FDP nach der NRW-Wahl deuteten bereits an, dass die Partei eine derartige Verengung nicht mehr mitmacht. Bei den Liberalen breitete sich die Erkenntnis aus, dass die fantastischen 14,6 Prozent bei der Bundestagswahl eher auf Verärgerung über eine sozialdemokratisierte Union und haltlose Entlastungsversprechen zurückzuführen waren. Und nicht so sehr auf die strikte Abgrenzung von den Sozialdemokraten.

Die Debatte über schlechte Umfragewerte und die Zukunft Westerwelles überdeckt, dass sich die FDP in den vergangenen Monaten verändert hat. Die Ein-Mann-Show ist einem Teamauftritt gewichen, der allerdings noch der Synchronisierung bedarf. Bundesminister wie Sabine Leutheusser-Schnarrenberger wirken aus eigener Stärke. Generalsekretär Christian Lindner ist federführend daran beteiligt, die FDP inhaltlich breiter aufzustellen - weg von der reinen Steuersenkungspartei. Die Erweiterung der Machtoptionen, die nun erfolgt, ist ein dritter wichtiger Schritt.

So paradox es klingt: Die Post-Westerwelle-FDP ist im Grunde schon Wirklichkeit - unter dem Vorsitzenden Westerwelle. Setzt sich dieser Gedanke bei den Liberalen durch, erübrigt sich ein hastiger Wechsel an der Spitze. Erst recht, wenn den Liberalen im Superwahljahr doch noch die eine oder andere Überraschung gelingt.