In Europa verschärft sich der Neid - und die Tonlage.

Es wird einsam um Deutschland. Nun geht auch der treue Partner Jean-Claude Juncker auf Distanz zum großen Nachbarn. In der "Zeit" warf er der Bundesregierung "simples" Denken und uneuropäisches Verhalten vor. Bis dahin galt der luxemburgische Ministerpräsident und Chef der Euro-Gruppe als Freund der Deutschen. Die werden rar, seit einigen Monaten wächst die Kritik. Auf dem G20-Gipfel wurde hinter verschlossenen Türen den Deutschen massiv vorgeworfen, sie seien für die globalen Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft verantwortlich. US-Präsident Obama nahm Deutschland wegen der hohen Exportüberschüsse unter Beschuss, irische und griechische Politiker sehen eine Ursache ihrer Probleme ausgerechnet in Berlin. Und nun gelten die Deutschen wegen der Ablehnung gemeinsamer Euro-Anleihen gar als Verräter der europäischen Idee.

Viele dieser Vorwürfe sind hanebüchen. Zum einen erheben sie Politiker, die ihre eigenen Fehler kaschieren wollen und teilweise noch vor einigen Jahren dem "kranken Mann" Europas, Deutschland, altklug schmerzhafte Reformen anempfohlen hatten. Viel Neid schwingt mit, dass ausgerechnet die Deutschen nun am besten aus der Krise kommen.

Und doch muss der Stimmungswechsel alarmieren. Die germanische Großmannssucht vergangener Tage, als "am deutschen Wesen die Welt genesen" sollte, ist in Europa eben nicht vergessen. Man war nur bereit, sie zu verdrängen, solange es die Scheckbuchdiplomatie eines Helmut Kohl gab.

Deutsche Politiker, die wie Gerhard Schröder oder Angela Merkel zuerst auf die eigenen Wähler und erst dann nach Europa schauen, schüren alte Ängste. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bundesregierung in der Euro-Krise zuletzt schwere Fehler gemacht hat. Zu viele Aussagen - etwa über Hilfen für Griechenland oder die Beteiligung privater Schuldner - sollten die heimischen Wähler beruhigen und brachten nebenbei die Märkte in Aufruhr. Während das deutsche Wahlvolk zustimmend nickt, taumelt ganz Südeuropa.

Alte Wunden reißen wieder auf. Helmut Kohl hatte zur Belustigung vieler einst den Euro als "Frage von Krieg oder Frieden" bezeichnet. Heute dämmert den Ersten, dass der Altkanzler damit vielleicht nicht völlig übertrieben hat.