Sie wirkt wie "Germany's Next First Lady" - er so stoisch-rational wie Lieutenant Data auf der Enterprise. Sie hat nicht einmal ein Jahr gebraucht, um die Spitze der Beliebtheits-Umfragen zu stürmen - er geht lieber in Bunkerstellung. Da ist auf den ersten Blick nichts vergleichbar. Auf den zweiten Blick schon: Stephanie zu Guttenberg und Joachim Sauer repräsentieren zwei konträre Stile im Umgang mit einer schwierigen Funktion.

Die Ministergattin der Vergangenheit, zumal aus dem CSU-Bereich, schaute uns bisher ein bisschen mütterlich-schüchtern aus dem Hintergrund an, zum Beispiel in Wahlkämpfen, und beim Anzapf-Zeremoniell im Hofbräuhaus lächelte sie auch aus einem Dirndl heraus. Sie kümmerte sich um Stiftungen für Unfallverletzte oder Kranke und hielt sich aus der Politik des Ehemannes raus.

Stephanie zu Guttenberg, 33, hat dieses Prinzip umgekehrt: Ihr Mann Karl Theodor muss sehen, dass er Schritt hält. Sie kann auch alleine lächeln. Sie hat sich für ihr karitatives Engagement ein besonders schwieriges Feld ausgesucht, die Aufklärung über Kindesmissbrauch. Und sie versteckt es nicht als Nischenthema in "Frau im Spiegel", sondern macht es mit eigenem Buch und als Moderatorin im Fernsehen zu einem Medienereignis. Damit hat sie die Möglichkeiten der Ministergattin erheblich erweitert - promisiert quasi.

Die Ur-Urenkelin Otto von Bismarcks gehört zu einer neuen Generation, die mehr will als ein Jodeldiplom. Während ihres Studiums (Betriebswirtschaftslehre, Textilwirtschaft) hat sie als Model gejobbt. Überrascht registriert das Land jetzt, dass die heftigste Kritik am sexualisierten Frauenbild in Heidi Klums Modelcasting und in der Pop-Szene nicht von Alice Schwarzer kommt, sondern von der "modernen Konservativen" Stephanie zu Guttenberg. Diese Mischung aus Feminismus und "Wetten-dass .."-Kompetenz gefällt den Deutschen, die den Adel mit dem Preußentum schon fast als funktionslos ad acta gelegt hatten.

Die moderne Freifrau, mehrsprachig und gar nicht schnöselig, bewegt sich tele-sicher in der Berliner Medienrepublik. Und überlässt Prinz Foffi der C-Prominenz.

Dagegen musste Joachim Sauer, 61, die Nische erst mal finden, die die Götter einem Kanzlerin-Gatten bestimmt haben. Schon das Wort war ja im Duden gar nicht vorgesehen. Für den mit Preisen ausgezeichneten Quantenchemiker stand nicht zur Debatte, seiner Frau in Vollzeit "den Rücken freizuhalten"; ein fernes frühes Vorbild wird er in Dennis Thatcher nicht gesehen haben. Das Ehepaar Sauer-Merkel, verheiratet seit 1998, repräsentiert die ostdeutsch längst eingeübte Gleichberechtigung im Beruf. Beide sind Wende-Gewinner: Während seine Frau Karriere in der gesamtdeutschen CDU machte, schloss Sauer als Professor für Physikalische und Theoretische Chemie an der Humboldt-Universität schnell zur internationalen Spitze auf.

Sauers Setting ist durch und durch akademisch geprägt. Während sich die zu Guttenbergs auf einer Loveparade kennen ernten, wie es heißt, fanden Sauer und seine zweite Frau Angela Merkel am Zentrum für physikalische Chemie an der Akademie der Wissenschaften in Ostberlin zueinander. Sein Fachgebiet, die Zeolithe, gilt in Journalistenkreisen als nicht vermittelbar, weshalb ihn die Medien lieber "Phantom der Oper" nennen - mit Wagner und Bayreuthbesuchen verbindet man immerhin noch eine Vorstellung.

Joachim Sauer stellte sich seiner Berliner Rolle mit der Nüchternheit eines Feldforscher. Beim G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm absolvierte er als einziger Mann geduldig das "Damenprogramm", während seine Frau mit Kollegen wie Putin und Sarkozy über die Weltwirtschaft konferierte. Er muss sich mit unbewegter Miene immer wieder als "Herr Merkel" ansprechen lassen. Aber er hat allen Männern im Halbschatten einer prominenten Frau einen Weg gewiesen: das Abtauchen - in die Welt der Zeolithe etwa - und das nur seltene, wohldosierte Auftauchen.

Eine kluge Strategie. Hätte er den Ehrgeiz einer eigenen Fernsehsendung, würde kein Magazin für den emanzipierten Mann infrage kommen, sondern eher eine Wissenschafts-Konkurrenz zu Harald Lesch, dem Universum-Versteher. Und nicht auf RTL II, sondern vielleicht zu akademisch später Stunde in "mdr-alpha".