Eigentlich dürften sich die beiden kaum etwas zu sagen haben: Frank Schira, Landesvorsitzender der Hamburger CDU, ist HSV-Fan. Und Katharina Fegebank, in gleicher Funktion beim Koalitionspartner GAL tätig, hält es eher mit dem FC St. Pauli. Das allein würde schon für einen Gesprächskontakt nahe der Funkstille reichen. In Wahrheit zeigt sich die 33 Jahre alte Grüne aber gern mit Schal und Trikot des HSV-Erzrivalen Werder Bremen. "Das kommt strafverschärfend hinzu", moniert Schira. Er meint es scherzhaft.

Die politische Wirklichkeit sieht denn auch anders aus. Schira, mit 46 Jahren der Ältere, hat Fegebank vor ein paar Monaten das Du angeboten. Wenn die beiden, wie am Donnerstag geschehen, in den Kurzurlaub fahren - er gen Norden, sie gen Süden -, dann verabschieden sie sich voneinander per SMS ("Lieber Frank ..., liebe Katharina ...") und wünschen sich gute Erholung. Schira und Fegebank müssen als Parteichefs das Kunststück fertigbringen, das Profil ihrer jeweiligen Partei zu schärfen, um die Mitglieder bei Laune zu halten, ohne damit das schwarz-grüne Bündnis gleich zu gefährden. In dieser Woche sah das dann so aus, dass Fegebank am Mittwoch ankündigte, sie werde ihrer Partei empfehlen, ohne Koalitionsaussage in den nächsten Bürgerschaftswahlkampf zu gehen. Und am Donnerstag legte Schira prompt nach und sagte dasselbe für die CDU.

Sensible Gemüter sehen das ungewöhnliche Bündnis von CDU und Grünen schon vor dem Bruch. Nein, beteuern Schira und Fegebank unisono, davon könne nicht die Rede sein. Ganz im Gegenteil. "Wir haben nach wie vor eine Arbeitsgrundlage, den Koalitionsvertrag, der für uns beide gilt", so Fegebank. Es kommt hinzu, dass zwischen beiden ein direkter und unkomplizierter Draht besteht. Dabei hilft, dass beide keine Haudraufs sind. Schira ist eigentlich immer nett und freundlich und trägt daher CDU-intern das Kürzel DLF, der liebe Frank. Fegebank ist eine Grüne der umgänglichen und pragmatischen Sorte, auch wenn sie das Herz gelegentlich auf der Zunge trägt. Das Krisenmanagement funktioniert also.

Und doch kann niemand bestreiten, dass aus der einstigen "Wohlfühl-Koalition" ein etwas angestrengtes Bündnis geworden ist. Honeymoon war gestern, heute herrscht nüchterner Alltag. Verantwortlich für den Klimawechsel sind ein paar Ereignisse, die beide Parteien in ihren Grundfesten erschüttert haben: der Rücktritt Ole von Beusts, die Niederlage beim Volksentscheid über die Primarschule und nicht zuletzt schlechte bis dramatische Umfragewerte. Die Nervosität ist also auf beiden Seiten allzu verständlich.

Kurzum: Das parteipolitische Hemd ist Schira und Fegebank derzeit näher als koalitionspolitische Hose. Schira hat die Parteikarte bald nach dem Volksentscheid gegen die ungeliebte Primarschule gezogen. Er hat ein in scharfer Abgrenzung zur GAL formuliertes Parteitagspapier zur schulpolitischen Neubesinnung aus der CDU Altona zum Leitantrag des Landesvorstands erhoben. Da haben sie bei der GAL geschluckt, nach außen aber Professionalität gewahrt.

Andererseits haben Fegebank und ihre Mitstreiter in der sensiblen Phase der Senatsumbildung Bürgermeister Christoph Ahlhaus und Schira beinhart klargemacht, dass sie auf einem eigenständigen Kultursenator bestehen. Das hat das CDU-Führungsduo, das den Posten Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) zuschlagen wollte, in eine äußerst prekäre Lage gebracht. In der Not "erfanden" sie Kultursenator Reinhard Stuth (CDU).

Es ist die Kulturpolitik, konkret Stuths Sparprogramm, das den Grünen im politischen Tagesgeschäft die größten Probleme bereitet. Dass angesichts des Haushaltsdefizits von mehr als einer halben Milliarde Euro auch bei der Kultur gespart werden muss, bezweifelt die GAL nicht. Es geht um das Wie und darum, dass sich die CDU nicht sehr um den Dialog mit der aufmüpfigen Kulturszene bemüht. "Das bleibt an uns hängen", klagt Fegebank, die hier auch die Einmischung Schiras vermisst, etwa bei der geplanten Schließung des Altonaer Museums. "Das tut extrem weh. Da sitzt unsere Klientel", sagt Fegebank.

Schira und Fegebank stehen harte Zeiten bevor. Wenigstens bei der Sache mit Werder Bremen ist Schira nicht nachtragend. "Man muss als Christenmensch verzeihen können", sagt der Katholik mit dem CDU-Parteibuch.