Europa überzeugt mit Wachstum, dem Sparkurs und Hilfspaket.

Vor wenigen Monaten erschien die Situation für Europas Gemeinschaftswährung fast hoffnungslos. Der Wechselkurs zum Dollar rauschte in den Keller. Die Welt schien sich gegen den Euro verschworen zu haben. Deutschlands oberster Finanzaufseher Jochen Sanio sah Europa im "Krieg mit internationalen Finanzspekulanten". Der berüchtigte US-Hedgefonds-Betreiber George Soros hielt sogar den Kollaps der Währung für möglich. Doch die Stimmung hat sich zwischenzeitlich gedreht. Der Euro erfährt kräftigen Rückenwind und erobert das Vertrauen der Finanzmärkte zurück - zu Recht.

Die Ursache für die Trendwende allein in einem Gesinnungswandel skrupelloser Spekulanten zu sehen greift zu kurz. Auch wenn Politiker gerne das Gegenteil behaupten, ist das Gros der Finanzwelt überzeugt, dass selbst die gesammelte Macht aller Hedgefonds nicht reicht, den Euro-Kurs nach Gutdünken zu lenken. An den weltweiten Devisenmärkten werden täglich Billionenbeträge bewegt, davon entfallen etwa 1000 Milliarden Dollar auf den Euro-Dollar-Handel. Diese hohe Summe könnten Hedgefonds alleine nicht stemmen. Ihr Geld würde vielleicht ausreichen, eine kleine Währung zu Fall zu bringen, nicht aber die weltweit zweitwichtigste Devise nach dem Dollar. Richtig ist aber, dass heute private und institutionelle Anleger nicht nur mit Aktien, sondern auch mit Devisen, Rohstoffen und Anleihen spekulieren. Ihr Handeln sucht stets nach den renditeträchtigsten Anlagen - und ist damit auch Grund für die aktuelle Lage.

So dürfte die Euro-Erholung vor allem eine Reaktion auf die tatsächliche Wirtschaftsentwicklung und Krisenbewältigungspolitik in Europa sein. Die EU-Kommission hat mit ihrem 750-Milliarden-Rettungsschirm entschlossen demonstriert, kriselnden Euro-Staaten aus der Klemme zu helfen. Die Sparprogramme in Spanien und Portugal taten ihr Übriges, den Sanierungswillen zu beweisen. Zudem hat Europa gegenüber den USA bei Wachstum und Arbeitslosigkeit klar die Nase vorn - mit Deutschland an der Spitze als neue Wachstumslokomotive. All diese Fakten überzeugen Anleger.

Die neue Euro-Stärke darf aber nicht zu Übermut führen. Die Finanzkrise ist noch nicht überstanden. Weltweit lauern Gefahren, drohen Immobilien- oder Kreditblasen zu platzen, deren Folgen auch Europa treffen könnten. Klar ist aber: Staaten, die eine solide Haushaltspolitik betreiben, ihre Schulden abbauen und nicht ausufernd über ihre Verhältnisse leben, haben grundsätzlich die besten Chancen, Anleger zu überzeugen. Solidität ist das beste Fundament für Vertrauen - und Europa ist dabei auf einem guten Weg.