Zur ersten Runde der französischen Präsidentenwahl

Fast jeder fünfte Wähler könnte am Wochenende versucht sein, extrem rechts zu wählen. Selbst wenn Marine Le Pen am Sonntag im Kandidatenfeld nicht auf Platz drei landet, wird sie sich dauerhaft in der politischen Landschaft Frankreichs einnisten. Sie hat es im Wahlkampf nicht geschafft, dem wirtschaftspolitischen Programm der Front National (FN) Glaubwürdigkeit zu verleihen … Aber die ausbleibende Aufregung um den Wahlkampf der Partei zeigt, dass die Strategie der Banalisierung aufgeht. (...) Das ist die Schuld von Präsident Nicolas Sarkozy, der auf seine Berater am rechten Rand gehört hat und versucht hat, ein Thema wie die Zuwanderung zu instrumentalisieren. LIBÉRATION, PARIS

Zum Prozess gegen Anders Breivik

Dass über Schuld und Unschuld nicht länger hinter verschlossenen Türen verhandelt wird, sondern vor den kontrollierenden Augen und Ohren der Öffentlichkeit, ist eine Errungenschaft der Aufklärung. Man sollte dies nicht ohne zwingende Gründe, etwa wenn es um die Intimsphäre von Opfern geht, beiseitewischen. (…) Nicht mit Pathos oder Showeffekten, sondern allein durch kühle, sachliche Nüchternheit kommen Gerichte ihrer Aufgabe nach. Das gilt auch für solche Verbrechen, für die nun Breivik angeklagt wird. Ein Prozess braucht weder Helden noch Bestien, sondern valide Beweise und ein Urteil, das dem, was man unter Gerechtigkeit versteht, so nahe wie möglich kommt. WIENER ZEITUNG