Doris Schröder-Köpf und Daniela Schadt tauschten ihre journalistischen Beobachtungsposten gegen das Leben im Zentrum der Macht

Man weiß nicht viel, aber man weiß immerhin, dass es für Daniela Schadt ein sehr emotionaler Abschied aus ihrem bisherigen Leben gewesen ist. In der Redaktion der Nürnberger Nachrichten, wo sie mehr als 25 Jahren arbeitete, flossen Tränen. Aber seit dem Amtseid ihres Lebenspartners Joachim Gauck ist Daniela Schadt, 52, nun auch offiziell die First Lady der Republik, ein Titel und ein Amt, das es laut Verfassung gar nicht gibt.

Bis vor Kurzem machte sie als Politikredakteurin noch Sachverhalte und Personen öffentlich, jetzt ist sie selbst eine öffentliche Person. Einen ersten Vorgeschmack bekam sie zu spüren, als der CSU-Politiker Norbert Geis dem Präsidentenpaar deren "wilde Ehe" vorwarf, die allerdings schon zwölf Jahre Bestand hat. Kennengelernt hatten sich Daniela Schadt und Joachim Gauck in Nürnberg während eines Vortrags zur Deutschen Einheit - da lebte er bereits im zehnten Jahr von seiner Frau Gerhild getrennt. "Nur aus protokollarischen Gründen zu heiraten, das fände ich auch nicht richtig", antwortete Daniela Schadt Geis per Interview in "Bild am Sonntag", "und nachdem nicht nur Jochen und ich, sondern die ganze Familie mit unserer Regelung gut leben können, kann vielleicht auch der Rest der Gesellschaft damit leben."

Daniela Schadt, die trotz ihrer Liebe eine lange Zeit erst einmal blieb, was sie war, hat damit von vornherein klargemacht, dass sie es niemals zulassen würde, dass man sie oder ihren Lebenspartner beschädigt und damit auch das höchste Staatsamt. Ins Rampenlicht zerren lässt sie sich nicht, den Verlockungen eines Krawalljournalismus war sie als Berichterstatterin ja ebenfalls nicht erlegen. Sie ist selbstbewusst und klug genug, sich ihrer neuen Rolle mit möglichst viel Gelassenheit anzunähern.

Zu ihrer Rolle gehört mit Sicherheit auch die der persönlichen Ratgeberin für "ihren Jochen, der prima Buletten braten kann". Die Rolle der "ersten Mutter im Staate" wird Daniela Schadt jedoch sicherlich nicht übernehmen. Sie wisse noch nicht, welche sozialen Aufgaben sie zukünftig erfüllen werde, ließ sie wissen. Es gebe ja sehr schöne und sinnvolle Projekte (alle Bundespräsidenten-Frauen übernahmen bisher die Schirmherrschaft des Müttergenesungswerks), und sie kündigte an: "Ich werde womöglich ein paar neue Akzente setzen, aber keine großen Umstürze planen."

Einen Umsturz hat gerade eine andere geschafft: Doris Schröder-Köpf, 48, hat sich am 21. März in einer Kampfabstimmung gegen die langjährige Landtagsabgeordnete Sigrid Leuschner durchgesetzt, um als SPD-Direktkandidatin bei der Landtagswahl 2013 für ihren Wahlkreis Hannover-Döhren anzutreten. Endlich hat sie also den eigenen Einstieg in die Politik geschafft, an der sie so hängt und die sie so begeistert.

Die frühere "Focus"-Redakteurin hatte vor 15 Jahren den damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder gleich nach dessen Scheidung geheiratet und bereits im März 1996 die Seite gewechselt: Sie wurde zum Medien-wesen, das eine Beziehung mit einem Mächtigen eingegangen ist. Schröder-Köpf war damals natürlich jünger als Daniela Schadt heute, und sie war auch um Längen ehrgeiziger. Aber sie musste sich gedulden, durfte ihrem Gerhard, dem späteren Medienkanzler, vielleicht ab und zu den Kopf zurechtrücken. Zum Dank musste sie Spott und den Ruf eines attraktiven, blonden Anhängsels ertragen - und zog doch in Wahrheit viele Fäden hinter den Kulissen. Vor allem als Kritikerin, wenn ihr Mann von ihr wissen wollte: "Na, wie war ich?"

Jetzt macht sie selbst Politik. Schröder-Köpf soll für die Partei vor allem bürgerliche Wählerschichten gewinnen, und einige halten hinter vorgehaltener Hand sogar einen Platz im Schattenkabinett von Stefan Weil für sie möglich. Die Diplompsychologin Claudia Kossendey - verheiratet mit dem CDU-Politiker Thomas Kossendey - hat in einer Untersuchung festgestellt, eine Ehefrau müsse "in der Öffentlichkeit ihre Identität aufgeben, da sie sonst Konflikte heraufbeschwört". Bei Doris Schröder-Köpf war das höchstens vorübergehend so, bei Daniela Schadt darf man es wohl ausschließen.