Was den Moderatoren-Neuzugang der ARD-“Tagesthemen“, Ingo Zamperoni, mit seiner Kollegin Caren Miosga verbindet

Den Hüten der Hochzeitsgäste samt Federschmuck und applizierten Schleiern galt am 29. April 2011 die Aufmerksamkeit von Ingo Zamperoni. Direkt an der Londoner Westminster Abbey hatte die ARD ihren Mann vor Ort platziert, um jeden Wimpernschlag auf dem Weg zum royalen Jawort von Prinz William und Kate Middleton einzufangen. Den Kuss allerdings deutete dann Adelschefreporter Rolf Seelmann-Eggebert.

Weniger Königshaus, mehr Krisengipfel werden künftig den Arbeitsalltag von Ingo Zamperoni bestimmen. Er ersetzt Susanne Holst als "Tagesthemen"-Vertretung, sollten die Stammmoderatoren Tom Buhrow und Caren Miosga gleichzeitig verhindert sein. Spätschläfern ist der 34 Jahre alte Sohn deutsch-italienischer Eltern ein Begriff, besser gesagt: ein Gesicht. Seit fünf Jahren moderiert er das "Nachtmagazin", war nach einem NDR-Volontariat für die Sendungen "NDR aktuell", "Weltbilder" und "Niedersachsen 19.30" tätig.

Viel ist nicht bekannt über den baumlangen Kerl aus Eimsbüttel, dem die "Süddeutsche Zeitung" die "Statur eines Basketballers" bescheinigte - obwohl er Hockey spielt. Dieses relativ unbeschriebene öffentliche Bild spiegelt einen Trend in der Nachrichtenmoderation. Die Zeit des Käse-Rotwein-Philosophen und Krawattenmannes des Jahres, Ulrich Wickert, gehört der Vergangenheit an. Tom Buhrow, dem heute in den ARD-Nachrichten die Deutungshoheit über den Tag obliegt, ist ein vielgereister, kundiger, jedoch eher zurückhaltender Mensch und Moderator. Kein Selbstdarsteller.

Das trifft auch auf die Kollegin Caren Miosga zu, von der Buhrow einmal sagte: "Ich glaube, Caren und ich passen gut zusammen. Wir sind uns ziemlich ähnlich: zwei völlig normale Typen." In diese Richtung gehen auch die Worte, die der stellvertretende Chefredakteur von ARD-aktuell, Thomas Hinrichs, für Neuzugang Zamperoni findet: "Er ist ein sehr angenehmer Kollege. Selbstbewusst und bescheiden, er lebt, was er macht."

Normal, nett, bescheiden - das gilt heutzutage also auch für Mr. und Mrs. "Tagesthemen" gewissermaßen als Auszeichnung. Nichtsdestotrotz wird jeder neue Moderator der Öffentlichkeit so spektakulär vorgestellt wie der neue Stürmer von Real Madrid. Und keineswegs wollen Kritiker und Zuschauer darauf verzichten, Punkte zu vergeben für die unterschiedlichen Präsentationen der Sendung wie beim Eislaufen: Festigkeit des Kamerablicks, Sitz der Föhnwelle, Überleitung zum Strömungswind. Normal ist eben doch nicht gleich normal.

Von etwa jedem 40. Deutschen werden die "Tagesthemen" gesehen, immer neuen Studien zufolge ist eine nicht geringe Anzahl darunter, die sie nicht verstehen (nicht das ARD-Magazin speziell, Fernsehnachrichten allgemein). Hier kommt Caren Miosga ins Spiel, die die "Tagesthemen" seit 2007 moderiert und sich vielleicht so gut wie kein anderer auf das Herunterbrechen schwieriger Sachverhalte versteht. Bonmots und Kalendersprüche, staatstragende Gesten und neunmalkluges Jonglieren mit Fachausdrücken - all das findet sich nicht in Miosgas Repertoire, deren größte Kunst immer noch darin besteht, böse Fragen nett zu stellen.

Bevor sie die Nachrichtensendung übernahm, war Miosga das Gesicht von "Titel, Thesen, Temperamente", wo ein umgangssprachlicherer Ton angeschlagen wird als bei den Nachrichtenflaggschiffen. Und Zamperoni bezeichnete das "Nachtmagazin" einmal als "das experimentierfreudigste aller ARD-aktuell-Formate", in dem es ruhig etwas "glossiger" zugehen dürfte.

Als Caren Miosga am 16. Juli 2007 bei den "Tagesthemen" debütierte, beendete sie eine fast perfekte Sendung mit einem harmlosen Versprecher: Ausgerechnet den Nachnamen des damaligen Wetterfroschs Zamperoni verstolperte sie. Sein größtes Problem wiederum in der Premierennacht beim ARD-"Nachtmagazin", im März 2007, war die Überleitung zum Nachrichtenblock mit Caroline Hamann: Da wollte ihm nur der Vorname einfallen, der Nachname kam nach einer kleinen Pause. Zum Glück sind beide locker geblieben. Und haben nett gelächelt.