"Was nicht ankommt, machst du nicht mehr, was ankommt, machst du öfter." Das ist Thomas Gottschalks Motto. Neuerdings machte er Fernsehen in der sogenannten Todeszone. Im Ersten, vor der Tagesschau, wenn alle noch was Besseres vorhaben. Das kommt, wenn man nur auf die Quote schaut, nicht besonders gut an. Dabei ist das Geplauder ganz charmant. Und selbstironisch. Wie hat Gottschalk am Donnerstag gesagt? Es sei der 33. Tag des Jahres, man habe noch 333 weitere vor sich, und überhaupt sei die Drei eine magische Zahl. Nicht umsonst gebe es ja die drei Musketiere, die Dreifaltigkeit "und morgen drei Prozent Marktanteil". Bei solchen Sprüchen werden sie in der ARD-Führungsetage hübsch zusammenzucken.

Zurzeit dümpelt "Gottschalk live" bei fünf Prozent und irgendwas herum. Sogar träge Krimis wie "Hubert und Staller" oder "Richter & Henker" erzielten auf dem schwierigen Sendeplatz mehr. Gottschalk selbst wirkt noch souverän. Er macht einfach sein Ding, egal, ob er auf Karl Lagerfeld wartet ("So ist er halt, der Karl: Saß er wieder bis zur letzten Minute an seiner Nähmaschine - noch schnell ein Prêt-à-porter reingeknattert ...") oder mit Twiggy Kräuterschnaps pichelt und sich über die Folgen des Alkoholkonsums Gedanken macht. ("Da sage ich dann 'Miss Piggy', wahrscheinlich ..."). Er ist halt schon seit Ewigkeiten im Geschäft. Alles in allem seit über 40 Jahren, wenn man mitrechnet, dass er während seines Germanistik-Studiums schon frei für Bayern 3 gearbeitet hat.

Aus der Zeit beim Bayerischen Rundfunk datiert auch die Freundschaft mit Günther Jauch. Von 1985 bis 1989 teilten sich die beiden die Nachmittagssendung auf B 3. Gottschalk moderierte von zwei bis vier, Jauch von vier bis halb sechs. Die täglichen Frotzeleien bei der Übergabe machten die Sendung zusätzlich populär. Und schon damals war zu erkennen, dass Jauch über einen pädagogischen Impetus verfügte, während Gottschalk seine Hörer vor allem launig unterhalten wollte. Der eine landete später bei "Stern TV", der andere machte "Wetten dass..?". Der eine galt als Traum aller Schwiegermütter, der andere als Hallodri.

Erstaunlich ist eigentlich nur, dass die Öffentlich-Rechtlichen diese beiden hervorgebracht haben. Und noch überraschender ist es, dass der stets artig wirkende Münsteraner mit den Konfektionsanzügen und den biederen Krawatten zum Privatsender RTL wechselte, während der zum paradiesvogelartig Clownesken neigende Bamberger beim ZDF landete.

Sie sind die erfolgreichsten Moderatoren des deutschen Fernsehens, und vielleicht besteht ihre Freundschaft noch, weil sie nie wirklich miteinander konkurriert haben. Einsicht in die eigene Begrenztheit hat beide davon abgehalten. Obwohl zumindest für Günther Jauch die Versuchung einmal groß gewesen ist. Als Gottschalk beschlossen hatte, mit "Wetten dass..?" aufzuhören und Jauch vor laufender Kamera die Nachfolge antrug. Da hat sich der Sicherheitsfanatiker Jauch erst mal erkundigt, ob das auch wirklich ein ernst zu nehmendes Angebot sei, und sich daraufhin - sichtlich geschmeichelt - 24 Stunden Bedenkzeit ausgebeten. Als die abgelaufen war, hat er mit den Worten abgelehnt: "Ich glaube, dass ich das nicht gut kann." Gottschalk wiederum hat vor dem Start seiner neuen Sendung "eine gewisse journalistische Relevanz" angekündigt. Er sei, hat der 61-Jährige trotzig hinzugefügt, schließlich nicht nur der "Heiterhannes".

Andererseits kann man nicht alles haben im Leben. Deshalb moderiert Jauch neben seinem RTL-Longseller "Wer wird Millionär?" (am Freitag lief mit neuer Traumquote die 1000. Sendung) die politische Sonntags-Talkshow im Ersten, und Gottschalk bleibt ebenfalls bei dem, was er am besten kann: inspiriert vom Augenblick vor laufender Kamera quatschen. Zum Beispiel über die Queen. Die feiere am Montag ihr 60-jähriges Thronjubiläum, hat Gottschalk am Donnerstag gesagt. "Aber natürlich fangen die im Buckingham-Palast heute schon an zu putzen!" Noch scheint ihm die Quoten-Diskussion nichts anzuhaben.