Vorbild sein

"Großburgwedel oder Bellevue?"

Die mögliche neue First Lady macht sich Gedanken über einen Umzug.

Hamburger Abendblatt 15. Juni

Mit Kopfschütteln habe ich den Artikel über Bettina Wulff gelesen, in dem sie sagt, sie wisse noch nicht, wie sie die Familie in die Hauptstadt bringen wird, sollte ihr Mann in das Amt des Bundespräsidenten gewählt werden. Mein Mann und ich mussten uns vor zwölf Jahren entscheiden, ob wir aus unseren Heimatstädten Goslar bzw. Wilhelmshaven wegziehen, um nach dem Studium in einer anderen Stadt Arbeit zu finden, oder in die Arbeitslosigkeit gehen sollten. Selbstverständlich haben wir uns für die erste Variante entschieden, mit all den Schwierigkeiten, die ein Umzug in eine fremde Stadt mit sich bringt. Wir nehmen die Nachteile in Kauf, weil der Vorteil, eigenes Geld zu verdienen und den Lebensunterhalt selbst zu bestreiten, für uns überwiegt. Von "Normalbürgern" kann sogar verlangt werden, in eine andere Stadt umzuziehen (laut Arbeitsagentur), wenn es dort Arbeit gibt. Frau Wulff sollte also bestenfalls denken, was sie hier ausgesprochen hat, denn sie sollte Vorbild sein.

Claudia Volkmer, per E-Mail

Fuß in der Tür

"Afghanistan wird zur Goldgrube"

Angeblich riesige Bodenschätze am Hindukusch entdeckt.

Hamburger Abendblatt 15. Juni

Zur Goldgrube für wen? Diese Frage ist angesichts der Korruption im Lande und der miserablen Zustände in den afghanischen Kohlengruben doch wohl erlaubt. Bergbauunternehmen sehen nur auf ihren Profit, das zeigen immer wieder die Grubenunglücke mit vielen Toten. China hat sich auch hier mit viel Geld den "Fuß in der Tür" gesichert, obwohl das Riesenreich alljährlich Tausende Opfer in den eigenen Gruben zu beklagen hat. Deshalb werden die Afghanen vermutlich mehr vom Mohnanbau als von der schweren Maloche bei ausländischen Grubenbesitzern haben.

Leo Kurrasch, per E-Mail

Perle Hamburger Kultur

"Künstler sehen kulturelles Herz Altonas bedroht"

Kontroverse um die Pläne der Kultur behörde mit der Fabrik.

Hamburger Abendblatt 15. Juni

Die nächste Perle der Hamburger Kultur soll dem Mainstream weichen, dem Kommerz. Ich mag auch die Staatsoper und unsere Theater, aber wir brauchen in Hamburg gesunde Alternativen ohne Schickimicki (reicht da nicht für Jahre das Theater um die Elbphilharmonie und die Kartenpreise, die ich nicht werde bezahlen können?). Nach dem Hundertwasser-Café nun die Fabrik? Ran an die Kultur, damit Hamburg nur noch ärmer wird - an echter, warmer Kultur. Die Leute kommen nicht nur wegen der Elbphilharmonie, sondern um unserer Vielfalt willen. Zum Kommentar: Da steht viel Richtiges drin, aber hören wird es mal wieder keiner (von den Verantwortlichen, natürlich). Es lebe der graue Einheitslook?

Renate Alwardt, per E-Mail

Event-Wahn

"Auf der Welle"

Die Fußball-WM schließt an die Begeisterung von 2006 an.

Hamburger Abendblatt 15. Juni

Wir Deutsche sind nicht so fußballverrückt, wie es scheint. Der Party-Aspekt erklärt das Phänomen, und das wird in dem Bericht auch deutlich. Ob Lena, Poldi oder sonst wer: Wichtig scheint vor allem der Unterhaltungswert und das Gefühl, dabei gewesen zu sein. Die Begeisterung heute ist eine andere als 2006. Insofern knüpft diese auch nicht nahtlos an, sondern reiht sich in den über die letzten Jahre gewachsenen Wahn ein, aus allem ein Event mit Party-Option zu machen. Bald werden wir wahrscheinlich auch die Schach-WM als Public Viewing erleben - wenn denn nur die Party stimmt.

Frank Grundmann, per E-Mail

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